Moderne Sklaverei? Wie Hausangestellte Spaniens Arbeitswelt am Laufen halten

Politik

In vielen spanischen Familien kümmern sich Migranten aus Lateinamerika um den Haushalt. Nun sollen sie die gleichen Rechte wie alle anderen Arbeitnehmer erhalten.

von Sara Mendoza Strauss

Ihre Kinder ließ sie zurück, um ihnen eine bessere Zukunft zu geben. Die heute 46-jährige Honduranerin Yeni migrierte 2014 nach Spanien. Ihre Kinder musste sie bei der Familie zurücklassen. 

Die ersten fünf Jahre arbeitete sie bei einer spanischen Familie und wohnte auch bei ihr. Auf Spanisch wird das als „interna“ bezeichnet. „Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich wurde sehr geschätzt und wie ein Teil der Familie behandelt“, erzählt Yeni über ihre Erfahrung. 

Sie hat den Mindestlohn verdient, musste nicht mehr als acht Stunden am Tag arbeiten, und war insgesamt sehr zufrieden. Allerdings ist das nicht immer der Fall.

Jeder Anfang ist schwer

Viele Lateinamerikanerinnen arbeiten als Hausangestellte, ein Großteil davon eben als „internas“. Grund dafür ist auch, dass es in vielen spanischen Großstädten an Wohnungen mangelt. Bis zu 500 Euro im Monat zahlt man oft für ein kleines Zimmer. Dazu kommen noch die Sozialversicherung und das Geld, das den Verwandten in die Heimat geschickt wird. 

Der Mindestlohn reicht für eine eigene Wohnung meist nicht. Eine gängige Lösung ist es, als „interna“ bei der Familie des Arbeitgebers zu wohnen. Wenn man Pech hat, heißt das: vom Aufwachen bis zum Schlafengehen im Dienst sein. 

Auch das stark kritisierte Einwanderungsgesetz zwingt viele dazu, als ‚internas‘ zu arbeiten. Nicht-europäische Immigranten müssen in Spanien mindestens drei Jahre lang ununterbrochen im Land leben und angemeldet arbeiten, um eine einjährige Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Ohne die dürfen sie offiziell nicht arbeiten: ein Teufelskreis. Das und der langwierige Prozess machen es sehr schwer, die Staatsbürgerschaft zu erhalten.

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Yeni, die als reguläre Migrantin einwanderte, wurde dabei von ihren Arbeitgebern unterstützt. In den ersten drei Jahren sehen sich viele andere aber gezwungen, schwarz zu arbeiten und tauchen in der Zeit unter. Sie wollen dem Staat keinen Grund geben, sie abzuschieben. Die ständige Angst der irregulären Immigranten nutzen manche Arbeitgeber aus. 

Fortschritte bei den Arbeitnehmerrechten

Am Dienstag wurde vom Arbeitsministerium ein neues Gesetz über die Arbeitnehmerrechte von Hausangestellten freigegeben – das weltweit erste seiner Art. Mit dem Gesetz sollen Hausangestellte die gleichen Rechte wie alle anderen Arbeitnehmer erhalten: einen Mindestlohn, Sozialversicherung und ein sicheres Arbeitsumfeld. 

Außerdem sollen Protokolle für Missbrauchsfälle erstellt werden. Bei der Gestaltung dieser sollen mehrere NGOs und Plattformen mithelfen. Ihnen ist wichtig, die Interessen der Hausangestellten selbst zu vertreten und zu verhindern, dass der Prozess zum Stillstand kommt. 

Noch immer Luft nach oben

Das Recht auf Arbeitslosengeld – für viele Kritiker längst überfällig – werden die Arbeitnehmer jetzt ebenfalls haben. „Wir freuen uns, aber wir müssen weiterkämpfen“ sagt Rafaela Pimentel von der „Plattform für eine Heim- und Pflegearbeit mit vollen Rechten“ in Madrid. 

Laut ihr ist noch viel zu tun, bis Hausangestellte die gleichen Rechte wie andere Arbeitnehmer haben. Sowohl die Regierung als auch die Männer im Allgemeinen müssen in dem Bereich mitanpacken. Immerhin sind weniger als vier Prozent der Hausangestellten männlich. „Mit diesem neuen Erlass werden aber wichtige Fortschritte erzielt“, meint Pimentel.

Source:: Kurier.at – Politik

      

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