Trumps Märchen über Haustiere essende Migranten führt zu Bombendrohungen

Politik

Trotz Dementis republikanischer Lokalpolitiker verfängt Donald Trumps Mär über Haustiere essende Migranten bei den Anhängern des Ex-Präsidenten. Mittlerweile ist klar, woher diese Erzählung kommt.

Bombendrohungen in Schulen und Kindergärten. Droh-Aufzüge rechtsradikaler „Proud Boys“ und Einwanderer, die um ihr Leben fürchten – Springfield kommt nicht zur Ruhe. Seit Donald Trump und sein Vize-Präsidentschaftskandidat J.D. Vance in der Arbeiter-Stadt im Bundesstaat Ohio aus wahlkampf-taktischen Gründen Haustiere essende Einwanderer aus Haiti erfunden haben, ist der Ort im Ausnahmezustand. Am Sonntag wurde der Campus der Wittenberg-Universität gesperrt. Anonyme Anrufer hatten mit einer Schießerei gedroht. Haitianer, die über Anfeindungen und Beleidigungen klagen, gehen kaum mehr auf die Straße.

Kritik aus eigenen Reihen

Bürgermeister Rob Rue legt Extra-Schichten ein, um nationalen wie auswärtigen Medienvertretern zu versichern: „Wir brauchen Hilfe, keinen Hass. Hunde und Katzen in Springfield sind sicher.“ Alle Versuche von Polizei und Politik, der als rassistisch empfundenen Attacke Trumps durch eindeutige Dementis den Sauerstoff zu entziehen, sind bisher gescheitert.

Auch dass Ohios Gouverneur Mike DeWine, ein Republikaner wie Trump, vor die Kamera trat und dem Anführer seiner Partei offen die Unwahrheit vorwarf, verhallte.

 Ein Grund: Auf dem reichweitenstarken Portal X (früher Twitter) lässt Besitzer Elon Musk Verschwörungserzähler ungestraft weiter an der Geschichte stricken.

Was Trump und Vance dazu anstachelt, ihren migrantenfeindlichen Äußerungen noch eins draufzusetzen. Umfragen haben ergeben, dass 70 Prozent der Trump-Anhänger die Mär von den Katzenfressern glauben.

Der Kern geht dabei verloren: Das lange Jahre darbende Springfield, schlechte Ökonomie, viele Wegzüge, erlebte zuletzt einen Boom. Maßgeblich ausgelöst durch rund 15.000 in kurzer Zeit zugezogene Haitianer, die in den Fabriken als „sehr, sehr hart arbeitende Menschen“ (Gouverneur DeWine) gern gesehen sind, die Geschäfte und Restaurants eröffnet haben.

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Allein, die Infrastruktur des Städtchens, das bei Trumps Ausscheiden aus dem Amt 2021 weniger als 60.000 Einwohner besaß, kommt da nicht mit. Ergebnis: Wohnungsmangel, Engpässe beim Arzt-Besuch, fehlende Plätze in Kitas und Schulen. Konsequenz: Unmut in der Stammbevölkerung, die für einwanderungskritische Töne, wie Trump sie seit Monaten kultiviert, empfänglich ist.

Fake News

Als dann plötzlich im August durch einen von einem Haitianer verursachten Auto-Unfall ein Kind in einem Schulbus starb, lief das Fass über. Vize-Präsidentschaftskandidat J.D. Vance erklärte, der Junge sei „ermordet“ worden. Dass die Eltern des elfjährigen Aidan sich verbitten, ihren Sohn als „politisches Werkzeug“ zu benutzen, ging beinahe unter. Ebenso, dass Bürgerin Erika Lee öffentlich zurückruderte. Sie war es, die zuerst in sozialen Medien kundtat, dass Haitianer anderr Menschen Haustiere verspeisten. Jetzt stellte sich heraus: Eine Nachbarin hatte es ihr erzählt. Aus eigener Anschauung wusste sie gar nichts. Den von ihr ausgelösten Tsunami falscher Nachrichten bereut sie heute zutiefst.

Das Weiße Haus warnt. Desinformation, sagt Regierungssprecherin Karine Jean-Pierre, die selbst haitianische Wurzeln hat, „kann gefährliche Konsequenzen haben“.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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