Powell gegen Trump: Wie unabhängig ist die US-Notenbank?

Wirtschaft

Die Fed dürfte am Mittwoch die lang erwartete Zinswende in den USA einläuten. Das Ausmaß ist noch offen, die Richtung der Reise aber klar.

Der 71-Jährige Jerome Powell, ein Jurist, Investmentbanker und Mitglied der Republikanischen Partei, wurde 2012 von Präsident Barack Obama in den Vorstand der US-Notenbank Fed berufen und 2018 von Präsident Donald Trump als deren Präsident nominiert. 

Sehr viel, vor allem Powells eigene Worte auf dem Notenbanktreffen im August in Jackson Hole, sprechen dafür, dass die US-Notenbank an diesem Mittwoch die lang ersehnte Zinswende einläuten wird. Und sie macht dies nicht nur, weil die Inflation in den USA – ähnlich jener in Europa – tendenziell sinkt und im August schon bei 2,5 Prozent angekommen ist. Nein, es geht dieses Mal auch um die Unabhängigkeit der Notenbank, ihr wertvollstes Gut.

So forderte Ex-Präsident Donald Trump die Fed auf, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuläuten. Weil niedrigere Zinsen Wirtschaft und Konsum ankurbeln könnten – Kredite werden billiger, Käufe mit Kreditkarten tendenziell günstiger – glaubt Trump, dass eine Zinssenkung den Demokraten in die Hände spielen würde.

Jerome Powell hat jedoch betont, dass sich die Fed sicher nicht von politischen Erwägungen leiten lasse und einzig und allein ihrem Mandat verpflichtet sei – für stabile Preise zu sorgen und Vollbeschäftigung zu fördern. 

Klare Worte. Es geht dabei freilich auch um Powells persönliche Zukunft. Trump hat in Interviews erklärt, er werde zwar nicht versuchen, Powell vorzeitig absetzen zu lassen. Er werde Powell aber, sollte er Präsident werden, auch nicht zu einer weiteren Amtszeit verhelfen. Powells zweite vierjährige Amtszeit als Zentralbank-Chef läuft 2026 aus. 

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Trump hatte Powell zwar wie erwähnt seinerzeit an die Fed-Spitze gebracht, ihn später aber wiederholt wegen seiner straffen Zinspolitik kritisiert.

Diese könnte nun ihr Ende finden. Seit März 2022 hat die Fed die US-Leitzinsen im Kampf gegen die höchste Inflation seit mehr als 40 Jahren von nahe Null auf nunmehr 5,25 bis 5,5 Prozent angehoben. Seit Juli 2023 liegen die Leitzinsen jetzt konstant auf diesem 22-Jahres-Hoch. Nun dürften die Leitzinsen um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte sinken. Das tatsächliche Ausmaß wird am Mittwochabend nach 20 Uhr verkündet. 

Ausmaß noch ungewiss

Momentan halten sich die Experten-Einschätzungen für den einen oder den anderen Schritt die Waage. Weil im November und Dezember heuer noch zwei weitere Fed-Sitzungen anberaumt sind, könnten drei Schritte um je 0,25 Prozentpunkte nach unten anstehen, wie etwa Morgan-Stanley-Chefstrategin Lisa Shalett glaubt. Bis Ende 2025 erwartet die Expertin ein Leitzinsen-Niveau in den USA von 3,5 Prozent.

Die Ökonomen der deutschen Commerzbank erwarten ebenfalls eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte. „Dagegen könnte eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte für viele Investoren ein Beleg dafür sein, dass sich die Fed wirklich Sorgen um die Wirtschaft macht und möglicherweise zu lange mit der Zinswende abgewartet hat“, heißt es in einem Ausblick. Diesen Eindruck wolle die Fed vermeiden. „Schließlich glaubt die Fed nicht, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet oder sich auf diese zubewegt.“

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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