Ü-Bär-holt: Wieso die Fellmützen der Königsgarden Staatskasse und Weltbild sprengen

Politik

Das britische Verteidigungsministerium gab in einem Jahrzehnt 1,2 Millionen Euro für die Bärenfellmützen britischer Soldaten aus. Nicht nur deswegen werden Rufe nach Kunstfellalternativen laut.

Sie gehören zum Londoner Stadtbild wie Big Ben oder die roten Doppeldeckerbusse: die skurril hohen, schwarzen Fellmützen der königlichen Fußgarden, die bei der Wachablöse oder königlichen Paraden vor dem Buckingham Palace aufmarschieren. Doch nun stehen die markanten Kopfbedeckungen zur Debatte.

Trotz der Tatsache, dass die frühere Königin Elizabeth bereits 2019 ihre gesamte Garderobe auf Kunstfell umstellen ließ, wird für Herstellung der Mützen weiterhin echtes Bärenfell verwendet.

APA/AFP/HENRY NICHOLLS

Das Fell kommt von Bären, die in Kanada gejagt werden. Die Herstellung ist so aufwendig, dass der Preis einer Mütze inzwischen auf 2.000 Pfund (umgerechnet 2.400 Euro) gestiegen ist – um ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr, wie das britische Verteidigungsministerium die Tierschutzorganisation Peta wissen ließ. 

Allein 2023 wurden 24 neue Hüte angeschafft und in den vergangenen zehn Jahren hat das Ministerium insgesamt 1,2 Millionen Euro für die Kopfbedeckungen ausgegeben. 

Tierschutzverein verlangt Änderung 

Peta fordert nun, dass dieser Brauch beendet und das Bären- durch Kunstfell ersetzt wird: „Die Verschwendung von Steuergeldern für Mützen aus geschlachteten Wildtieren muss aufhören.“ 

REUTERS/Chris Helgren

Es ist nicht ihr erster Versuch. 2022 sammelte Peta 106.000 Unterschriften, woraufhin das Thema im Parlament diskutiert wurde – jedoch ohne Ergebnis. Und zu Beginn dieses Jahres sprach sich dann der britische Schauspieler und Schriftsteller Stephen Fry in einem Video für Peta gegen die Bärenfellmützen aus: „Tradition ist niemals eine Entschuldigung für Grausamkeit“, erklärte er.

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,Suche nach Alternativen

Das Verteidigungsministerium  argumentierte damals, dass die Bären nicht „auf Bestellung“ gejagt, sondern ihr Fell wird bei der „legalen und lizenzierten Jagd“ gewonnen werde. Zudem haben man bis dato keine passende Kunstfellalternative gefunden.

REUTERS/Mina Kim

Doch dem wachsenden Druck der Tierschutzorganisationen und der Öffentlichkeit kann sich das Ministerium nicht so ganz entziehen. 78 Prozent der Briten sehen laut YouGov-Umfrage mittlerweile echtes Bärenfell für die Hüte als schlechte Anwendung von Steuerngeldern. Laut Daily Mail ist das Verteidigungsministerium bereit, neue Alternativen für Kunstpelze zu prüfen. 

Die Firma Ecopel hat nun sogar angeboten, das Ministerium zehn Jahre lang kostenlos mit ihren Kunstfellen zu versorgen.

Doch dafür muss der Stoff fünf Tests bestehen, die –  passend zum regnerischen Großbritannien – wasserbasiert sind. Geprüft wird, wie viel Wasser der Stoff aufnimmt, wie viel er durchlässt, wie das Material in nassem und trockenem Zustand aussieht, wie schnell es trocknet und wie stark es beim Trocknen schrumpft.

Zur Einschüchterung gegen Napoleon

Die ikonischen Hüte prägen das britische Militär übrigens seit über 200 Jahren. Sie wurden ursprünglich als Mittel zur Einschüchterung entworfen.

1815, als sich die britische Armee auf die Schlacht gegen den französischen Kaiser Napoleon Bonaparte vorbereitete, wurde sie Armee angewiesen, Bärenfellmützen zu ihren Uniformen zu tragen.

EPA/OLIVIER HOSLET

Damit sollten die Soldaten größer und einschüchternder auf die französischen Kontrahenten wirken. 

Nach dem Sieg über Napoleon in der Schlacht von Waterloo hielt die britische Armee die Mützen für ein Symbol ihrer Stärke und verpflichtete einige der Regimenter der Fußgarden, diese weiterhin zu tragen – ein Brauch, der bis heute fortbesteht. Zumindest vorläufig. 

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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