„Trump, der falsche Prophet“: Warum Evangelikale sich für Harris einsetzen

Politik

Ein Teil der Evangelikalen, die Trump 2016 und 2020 zuhauf gewählt haben, wendet sich von ihm ab. Sie halten den Republikaner für unchristlich.

Wenn James Talarico das Paradoxon der grenzenlosen Anbetung vieler Evangelikaler für Donald Trump und die Republikaner auf einen Nenner bringen will, dann so: „Sie zwingen die Schulen dazu, die Zehn Gebote öffentlich aufzustellen und nominieren einen Präsidentschaftskandidaten, der gegen so ziemlich alle verstoßen hat.” 

Der stets akkurat gescheitelte Mann, der in Austin ein Priester-Seminar besucht, zählt gebetsmühlenartig auf, was er damit meint: „Ein Ehebrecher, ein verurteilter Straftäter, ein pathologischer Lügner, ein zwei Mal mit Amtsenthebung konfrontierter Aufstandsaufwiegler – wie kann das sein?”

„Evangelicals for Harris“

Was der demokratische Abgeordnete aus dem Bundesstaats-Kongress in Texas, selbst tiefgläubig sozialisiert, formuliert, taugt als Grund-Melodie für eine kleine, abseits des Medienscheinwerfer-Lichts wachsende Splitter-Gruppe der evangelikalen Christen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Trump bis zum 5. November als „Scharlatan” und „falschen Propheten” zu enttarnen – und der Demokratin Kamala Harris zum Sieg zu verhelfen. 

„Evangelicals for Harris”, ein loses Bündnis von mittlerweile über 200.000 Menschen in allen Teilen der USA, hat sich darauf eingeschossen, in den sieben Bundesstaaten, die das Rennen um das Weiße Haus aller Wahrscheinlichkeit nach entscheiden werden – Arizona, Nevada, Georgia, North Carolina, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin – gezielt cirka 20 Prozent plus x ihrer Glaubensbrüder- und schwestern anzusprechen, damit sie nicht für den Republikaner stimmen.

„Was würde Jesus tun?“

Dabei, so sagt Gründer Jim Ball, ein Pastor aus Vienna vor den Toren Washingtons, lässt man sich leiten, von dem, was vor einigen Jahren in der Szene unter dem Kürzel WWJD bekannt wurde. „What would Jesus do?” – Was würde Jesus tun?

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Ball und seine Mitstreiter, die sich in Zoom-Konferenzen im Internet koordinieren und mit Millionen-Spenden im Rücken seit August gezielt Anti-Trump-Werbespots in strategisch wichtigen Regionen schalten, sind sich sicher, dass die rassistisch grundierten Attacken von Trump und seinem Beiboot J.D. Vance gegen haitianische Einwanderer in Springfield/Ohio keine himmlische Zustimmung erführen. „Diese Leute sind verwundbar. Sie brauchen unsere Hilfe und keinen Hass.”

Doug Pagitt, Balls Bruder im Geiste, und Kopf der Gruppe „Vote Common Good”, kommt bei seinen Touren durchs Land immer wieder auf ein legendäres Video zu sprechen, das für den evangelikalen Pastor aus Minnesota als Sinnbild für den Fake-Glauben Trumps steht. 

2015 wurde der damalige Präsidentschaftskandidat in Iowa bei einer von Evangelikalen geprägten Veranstaltung von dem bekannten Moderator Frank Luntz gefragt, wann er das letzte Mal um Vergebung für seine Sünden gebeten habe.

Trump: „Bringe Gott nicht ins Spiel“

Trump rutschte auf seinem Sessel hin und her, nannte die Frage „schwer zu beantworten” und gab dann kund, dass er das noch nie gemacht habe. „Ich denke, wenn ich etwas falsch mache, versuche ich einfach, es richtig zu machen”, sagte Trump zum Befremden des Publikums, „ich bringe Gott nicht ins Spiel. Das tue ich nicht.“

Lee Scott, ein Presbyter-Pastor aus Pittsburgh, der ebenfalls bei „Evangelicals for Harris” Führungsfunktionen hat, macht klar, dass er bei weitem nicht in allem mit der zwischen Hinduismus und Baptismus aufgewachsenen Kalifornierin Harris übereinstimmt, etwa …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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