„Carmen“ an der Volksoper: „Das Publikum will sie sterben sehen“

Kultur

Katia Ledoux singt ab Samstag an der Volksoper die „Carmen“. Und spricht über moderne Männerbilder bei Bizet, Body Politics, Femizide – und was sie auf der Bühne nicht machen kann.

Mit sechs Jahren ist Katia Ledoux aus Paris nach Wien gekommen. Da wusste sie schon, dass sie Opernsängerin werden wollte. Sie kam aus keiner musikalischen Familie – aber erhielt alle Unterstützung, die man sich wünschen kann. Auch, als sie später von der Musikuni flog, weil sie nicht Noten lesen konnte, und beim Vorsingen an einer anderen Uni gesagt bekam, sie werde nie Opernsängerin werden.

Eine Fehlprognose: Am kommenden Samstag singt Ledoux an der Volksoper Wien die Carmen in einer Inszenierung von Lotte de Beer. Obwohl sie nach den Erfahrungen an den Musikunis „nie, nie mehr“ in Wien auftreten wollte, ist sie Teil des Volksopern-Ensembles. Und darüber „wahnsinnig glücklich“, ebenso wie über das einzigartige Volksopern-Publikum: „Es gibt auf der ganzen Welt kein vielfältigeres und offeneres.“

Dem Publikum ist Katia Ledoux nicht nur, aber insbesondere mit einem denkwürdigen Auftritt im Februar 2023 präsent geworden, als sie in „Orpheus in der Unterwelt“ nach der Erkrankung eines Tenors auch dessen Rolle sang, was weltweit in den Medien Widerhall fand.

KURIER: Wie viele Rollen aus der „Carmen“ könnten Sie denn singen, wenn wieder jemand ausfällt?

Katia Ledoux: (lacht) Das ist schwierig! Als Carmen ist man fast die ganze Zeit auf der Bühne, da fällt es schwer, noch andere Rollen zu singen.

Das Werk hat für Sie große persönliche Bedeutung, stimmt’s?

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„Carmen“ war der Grund, weshalb ich Opernsängerin geworden bin. Meine Mama hat tatsächlich das Video gefunden, in dem ich mit drei Jahren vor dem Fernseher stehe und fasziniert bin von dieser Musik, von dieser Frau, von dieser Geschichte. Das ist das Alter, in dem Kinder Interessen, Obsessionen entwickeln! Bei mir war das genau zum richtigen Zeitpunkt die „Carmen“, und das ist bis heute geblieben.

Macht es das dann nicht schwerer, die Rolle auf die Bühne zu bringen – mit all den Gefühlen, die Sie ihr entgegenbringen?

Das ist für mich ein Riesending. Aber ich glaube, es macht es einfacher, weil ich mich wirklich mein ganzes Leben lang mit dem Material beschäftigt habe. Ich weiß nicht, wie viele Vorstellungen von „Carmen“ ich gesehen habe! Ich hatte am Anfang der Produktion Angst, dass ich ein zu fixes Bild davon habe. Normalerweise gehe ich gerne in eine erste Probe als weiße Fläche, damit die Regisseurin und der Dirigent einfach arbeiten können. Aber gerade „Carmen“ ist eine Oper, die so viele Interpretationsmöglichkeiten bietet – das macht es letztlich einfacher.

Die Oper stellt aber ja auch Interpretationsherausforderungen: Hier herrscht größte Klischeegefahr. Und es stecken eigentlich sehr heutige Geschichten – soziale Verhältnisse, Machtverhältnisse – im Libretto, die gern mit den Hits überspielt werden.

Es gibt genug Opern, bei denen man als Mensch von heute wirklich Schwierigkeiten mit dem Libretto haben muss. Aber in „Carmen“ ist einfach alles drin. Das ist ja das Geniale von Bizet – und wohl der Grund, warum die Oper anfangs so katastrophal unterging. „Carmen“ hat überhaupt keinen Erfolg gehabt! Sie birgt Kritik an sehr vielen Sachen, die in …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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