Domäne Wachau: Vom Billigwein ins Premiumsegment

Wirtschaft

Die jahrzehntealte Winzergenossenschaft hat sich mit zunehmender Qualität im Einzelhandel und in der gehobenen Gastronomie etabliert

Winzergenossenschaften haben oft einen schweren Stand – nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Denn während Genossenschaften in Branchen wie dem Bankwesen oder Handel ein solides Image genießen, sieht es im Weinsektor oft anders aus. „Viele dieser Betriebe operieren im unteren Preissegment, sind groß und oftmals nicht gerade für Spitzenqualität bekannt“, erklärt Roman Horvath. Er ist Geschäftsführer und Weingutsleiter der Winzergenossenschaft Domäne Wachau.

„Europaweit gibt es hunderte, wenn nicht tausende Winzergenossenschaften. Man kennt aber nur wenige, meist aus Spanien, Frankreich oder Italien, weil sie die dynamische Entwicklung hin zu Top-Winzern und Spitzenweinen nicht mitgemacht haben“, sagt Horvath beim Besuch des KURIER in der Zentrale in Dürnstein. Dennoch würden in diesen Ländern die Genossenschaften mehr als die Hälfte der Produktion ausmachen. „In Österreich ist der Sektor mit 10 bis 15 Prozent der Gesamtproduktion aber relativ klein“, führt Horvath aus. Neben der Domäne Wachau gebe es noch Winzer Krems sowie einige kleinere im Burgenland. Dies habe sich in den 80ern entwickelt, als infolge des Weinskandals einige Genossenschaften in Konkurs gegangen sind oder sich aufgelöst hätten.

Auf Augenhöhe

Die Domäne Wachau bewirtschaftet laut Horvath heute ein Drittel der Weinberge der gesamten Wachau und „steht auf Augenhöhe mit den besten Winzern des Landes“. Ihre Geschichte begann bereits im 12. Jahrhundert als kirchliches Weingut des Stifts Dürnstein und wurde im Zuge der Säkularisierung an die Familie Starhemberg verkauft. Schließlich übernahmen in 1938 lokale Bauern das Gut und bauten den Betrieb zur Genossenschaft um.

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Kurier/Juerg Christandl

Der Weinkeller der Domäne Wachau stammt zum Teil aus dem 17. Jahrhundert, wie die Chefs Roman Horvath (li.) und Heinz Frischengruber erklären 

2005 übernahmen dann Horvath und Betriebsleiter Heinz Frischengruber die Leitung. Sie stellten das Weingut nach einigen Jahren auf neue Beine – von der Modernisierung der Weingartenarbeit bis hin zu umfassenden Investitionen von rund 30 bis 40 Millionen Euro sowie die Einführung des Markennamens 2008. „Wir haben das Weingut auf ein Niveau gehoben, das vorher nicht vorstellbar war“, sagt Horvath.

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Betriebs liegt seiner Meinung nach in der Struktur der Genossenschaft. „Mit mehr als 200 Weinbauern, die zusammen 400 Hektar bewirtschaften, wird hier auf eine klare Trennung zwischen unternehmerischen Entscheidungen und der klassischen Weingartenarbeit gesetzt.“ Während die Weinbauern als hoch spezialisierte Fachkräfte sich voll auf ihre Arbeit im Weingarten konzentrieren könnten, erfolge die strategische Ausrichtung und Führung des Weinguts durch eine professionelle Geschäftsführung.

70 bis 80 verschiedene Weine

Die Mitglieder müssten in keinen eigenen Keller investieren, sich nicht um den Vertrieb und Social Media kümmern und nicht bei Messen stehen und ausschenken. Und die Herkunft des Weins sei sofort im Markennamen sichtbar. „Ihre Trauben sind Teil der Domäne Wachau. Jeder Winzer weiß, wofür er arbeitet, nämlich nicht einen durchschnittlichen Veltliner zu produzieren, sondern einen der besten“, so der Geschäftsführer. Dafür benötige es genaue Prozessabläufe: es sei präzise festgelegt, wann welche Parzelle gelesen wird, um die Folgearbeit im Weinkeller zu ermöglichen. „Es ist hochkomplex, was wir tun, um 70 bis 80 verschiedene Weine auf den Markt zu …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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