Michael Köhlmeier feiert Geburtstag – und zwar gar nicht politisch korrekt

Kultur

Michael Köhlmeier las zum 75. aus seinem „Hoochie-Coochie Man“ und ließ sich von Hans Theessink begleiten. Zwei weitere Abende folgen.

Politische Korrektheit war an diesem Abend kein Thema. Michael Köhlmeier feierte am Dienstag im Wiener Rabenhof  seinen 75. Geburtstag mit einer Lesung aus seinem neuen Buch „Hoochie-Coochie Man“. Es strotzt darin nur so vor Wörtern, mit denen junge Linke, die nicht selten auch ein bisserl „woke“ sind, so ihre Probleme hätten – von „Hurensohn“ bis „Zigeuner“.

Aber die meisten von Köhlmeiers Freunden, Fans und Weggefährten sind, so ließ ein Blick ins Publikum vermuten, ohnehin  keine Jung-Linken. Eher so etwas wie 50+-Linke. Wenn überhaupt. 

Köhlmeier jedenfalls saß da an seinem Tischchen und schien diebische Freude damit zu haben, den Zuhörern mit wunderbar kultivierter Erzählstimme Sätze wie „Weil ich ein Arschloch bin und zwar ein riesengroßes“ entgegenzuschleudern. Er blinzelte dabei in die Scheinwerferlichter und suchte die freudig-belustigten Blicke des Publikums.

Sichtbar große Freude hatte Köhlmeier auch mit seinem musikalischen Begleiter, dem Bluesgitarristen Hans Theessink. Köhlmeier ist ja nicht nur produktiver Autor, sondern auch begeisterter Musiker. Mit Theessink gestaltete er bereits einige Musik-und Lese-Programme zu amerikanischen Mythen und nach dem wilden Westen ging’s nun thematisch in den Süden, zum „Hoochie-Coochie Man“. Inspiriert von Willie Dixons gleichnamigem Bluessong, erzählt Köhlmeier in Reimen die Lebensgeschichte eines „Hurensohns“, der schon als Kind ein rechter Tunichtgut ist: „So starte ich in die Welt hinaus, bewaffnet mit Rotz und Tränen und keinem wahren Glauben, jedoch mit spitz gefeilten Zähnen.“

Bald wird dieses böse Kind gemeinsam seiner Bande aus Monstern und Freaks Verbrechen begehen. Schließlich hat der junge Hoochie-Coochie Man bereits am Totenbett der Mutter mitbekommen, er solle erst gar nicht versuchen, sich um andere oder gar um die ganze Welt zu kümmern, es genüge, wenn er für einen einzigen Menschen da sei, so wie seine Mutter für ihn dagewesen war.  Am Ende seines finsterlustigen Lebens wird er einen solchen finden – doch davon erzählt Köhlmeier erst am dritten Abend am Donnerstag. Seine „Hoochie-Coochie Man“-Geschichte ist auf drei Abende unterteilt, Dienstag war die Kindheit dran. Auch schon ordentlich bös. Was sich auch musikalisch ausdrückte, etwa in Theessinks leiser, und doch messerscharfer Interpretation von „Sympathy for the Devil“. 

  Liam Payne: Tod eines Sängers, der der Vernünftige sein sollte

Zuletzt griff auch Köhlmeier zur Gitarre. Man stimmte Bob Dylan an, scherzte darüber, wer mehr Gitarren daheim habe (Köhlmeier 36, Theessink 128), und wäre da nicht der Rabenhof-Chef mit einer Geburtstagstorte aufgetaucht, es wäre fast ein bisserl Lagerfeuer-Stimmung aufgekommen.

…read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.