Bulldozer gegen uralte Buchen: Wo in Rumänien der Kampf um Europas größte Urwälder stattfindet

Politik

Während in der EU Gesetze zum Schutz des Waldes auf die lange Bank geschoben werden, bedient sich die Holzindustrie in Jahrhunderte alten Wäldern in Europa.

Es kann kaum mehr als ein paar Stunden her sein, dass der Baumriese hier über den steilen Waldhang herunterstürzt ist. Jetzt liegt die Buche quer über dem Wanderweg, in den sich die frischen Spuren der Bulldozer eingegraben haben. Auf die Füße müsse man diesen alten Bäumen schauen, erklärt mir Urwald-Experte Matthias Schickhofer: „Diese Säulen bilden sie erst aus, wenn sie mehr als 150 Jahre alt sind.“

Matthias Schickhofer/MATTHIAS SCHICKHOFER

150 Jahre, das ist für einen Baum quasi kein Alter, zumindest im Fargaras-Gebirge in den rumänischen Karpaten. Viele der Wälder hier sind nie von Menschen bewirtschaftet, ihre Bäume nie gefällt worden. Hier bestimmt die Natur über Werden und Vergehen, über junge Bäume, die zwischen und oft direkt auf den alten, toten Bäumen wachsen, um schließlich das grüne Dach über unseren Köpfen zu schließen: „Diese Wälder mit ihren Baumriesen, dem Totholz und all dem, was dazwischen wächst und lebt, sind ein Ökosystem – und das kühlt, speichert unser Wasser und lässt den Regen über diesen Bergen fallen.“

Matthias Schickhofer/MATTHIAS SCHICKHOFER

Doch Wälder sind auch ein riesiger Speicher für Kohlendioxid, und damit eines der wirksamsten Werkzeuge im Kampf gegen den Klimawandel. Die EU-Entwaldungsverordnung soll deshalb Wälder beschützen, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Ob Kaffee, oder Holzpellets für die Heizung: Kein Produkt soll mehr auf den EU-Markt kommen, für das alte Wälder unter die Säge gekommen sind. Zu viel Bürokratie, zu viel Belastung für die Forstbesitzer: Mit diesen Argumenten hat etwa Österreich das Gesetz auf die lange Bank geschoben.

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Matthias Schickhofer/MATTHIAS SCHICKHOFER

Doch wie dringend nötig Europa dieses Gesetz hat, das wird einem in den rumänischen Karpaten klar. Der Raubbau an den größten Urwäldern Europas geht weiter, vorbei an geltenden europäischen Naturschutzrichtlinien.

Ein Blick auf die offiziellen Zahlen zeigt, wie viel von Rumäniens Holz illegal, oder unkontrolliert geschlägert wird. Allein das Holz, das in Rumäniens Haushalten zum Heizen verfeuert wird, macht fast die gesamte offizielle Produktion aus. Tatsächlich aber, so der Befund internationaler Experten, wird das Doppelte geschlägert.

Und das auch in uralten Wäldern wie jenen im Fargaras-Gebirge. Hier gibt es zwar inzwischen Abschnitte, die als Urwälder offiziell ausgewiesen sind. Sie sind damit für den Menschen unberührbares Naturerbe. Doch diese Flächen sind klein, zerstückelt, „ein Fleckerlteppich“, wie ein rumänischer Umweltaktivist die Lage schildert. Direkt an der Grenze zu geschützten Abschnitten wird großflächig eingeschlagen, oft gegen jede forstwirtschaftliche Vernunft. Der Hang über dem Wanderweg ist so steil, dass ihn die Erosion beim nächsten großen Regen ins Tal spülen wird, jetzt, wo die alten Bäume weg sind. Bulldozer haben den Wanderweg in eine Schlammstraße verwandelt, die samt den Baumresten in den Wildbach darunter abrutscht.

Matthias Schickhofer/MATTHIAS SCHICKHOFERDie Borkenkäfer-Ausrede

Wie weit diese Zerstörung gehen kann, zeigt der Blick hinauf über die Kuppen des Fargaras, auf denen sich die Kahlschläge breitmachen: Gras und Büsche, oft von der Sonne dieses Dürresommers braun gefärbt. Der natürliche Fichtenwald, der dort Jahrhunderte gestanden ist wird wahrscheinlich nie wieder zurückkehren. Bei der zuständigen Behörde ist dann ein …read more

Source:: Kurier.at – Politik

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