Harte Fronten, aber gute Gesprächsbasis bei erster Verhandlungsrunde. Gewerkschaft will mehr als 3,8 Prozent.
In konstruktiver Atmosphäre, aber mit klar abgesteckten Fronten zwischen den Sozialpartnern, starteten am Mittwoch um 11 Uhr die Kollektivvertragsverhandlungen für die 572.000 Beschäftigten im heimischen Handel.
In einem Pressestatement kurz vor Beginn schloss Arbeitgeber-Chefverhandler und Handelsobmann Rainer Trefelik einen KV-Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent aus. „Das sind reine Wunschvorstellungen“, betonte Trefelik und verwies erneut auf die schwierige wirtschaftliche Situation in seiner Branche. Auch einer Ausweitung von Freizeittagen erteilte er eine Absage.
Trefelik: „Kosten laufen uns davon“
„Durch die Krisensituation und Kaufzurückhaltung laufen uns die Kosten auf verschiedenen Ebenen davon“, so Trefelik. Die Verhandlungen würden aus seiner Sicht daher unter einer großen Überschrift stehen und die laute: „Erhalt von Arbeitsplätzen und Betrieben.“ Um die Argumente zu untermauern, präsentierte Trefelik wirtschaftliche Kennzahlen. Demnach hätten sich der Umsatzindex im Handel seit 2020 um 9,8 Prozent verringert, während sich der Tariflohnindex um 21,3 Prozent und der Verbraucherpreisindex (VPI) um 20,3 Prozent erhöht hätten. Da gäbe es nichts zu verteilen.
Arnost: Beschäftigte sind keine Großverdiener
Arbeitnehmer-Chefverhandlerin Veronika Arnost von der GPA tellte klar, dass die Beschäftigten im Handel, mehrheitlich Frauen, nicht zu den Großverdienern gehören würden und daher „ein Einkommen zum Auskommen“ benötigen würden. Sie verwies darauf, dass für 2025 wieder ein leichtes Wachstum prognostiziert werden. Dieses „wird davon abhängen, dass der Konsum wieder anspringt“. Der Wunsch, Geld auszugeben, sei da, aber die Menschen würden nicht ihr Erspartes oder den Notgroschen dafür ausgeben wollen.
Trefelik verwies darauf, dass hohe KV-Abschlüsse zuletzt nicht im Handel angekommen seien. „Die Reallohnsteigerungen ziehen den Handel nicht aus der Krise, das ist eine falsche Hoffnung.“
Sechste Urlaubswoche?
Ein Knackpunkt der Verhandlungen dürfte neben dem Lohnplus der Freizeitausgleich werden. Die Gewerkschaft will ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage mehr, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren einen zusätzlichen freien Tag. Dadurch soll auch die Branche attraktiver werden. „Das entspricht einer sechsten Urlaubswoche“, meint Trefelik und schließt diese aus, zumal jemand anderer die Arbeit verrichten müsse, was den Arbeitsdruck erhöhen würde.
Keine Wettbewerbsklausel
Eine Wettbewerbsklausel oder eine Zwei-Jahres-Abschluss wie bei den Metallern kommt für den Handel nicht infrage. Die Betriebe müssten die KV-Erhöhung in Einmalzahlung, zusätzlicher Freizeit oder Aus- und Weiterbildung dotieren, sodass es keinen Unterschied mache, ob die KV-Erhöhung jetzt aus der rechten oder linken Tasche bezahlt werde, argumentiert Trefelik. Arnost will sich grundsätzlich nicht an anderen Branchen orientieren.
Das die Verhandlungen – wie beide Seiten betonen – schwierig werden, wurden vorsorglich gleich vier Termine anberaumt. Der letzte davon wäre der 21. November.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft