Die Schauspielerin über ihren ersten Roman „Ein anderes Leben“, über die Pandemie und das Burgtheater, über FPÖ-Wähler und die wahre Liebe beim Postkarten-Schreiben
Als Familie, vor allem mit jungen Kindern, erlebt man vieles Prägendes gemeinsam – und erinnert sich letztlich doch ganz anders daran: Man lebt zusammen, aber „Ein anderes Leben“, wie der Debütroman von Schauspielerin Caroline Peters heißt.
Darin reflektiert sie über eine Familie mit drei Töchtern von drei verschiedenen Vätern und deren Erinnerungen. Im Zentrum stehen Hanna, die Mutter, und die jüngste Tochter als Erzählerin.
KURIER: Der Moment, in dem man draufkommt, dass die Eltern, die Geschwister all das, was die eigene Familie ausmacht, ganz anders erlebt haben – ist das nicht das Ende der Kindheit?
Caroline Peters: Die Momente hat man ja wirklich gemeinsam erlebt. Aber die Erinnerungen hat jeder für sich alleine! Jedes Kind wird in eine andere Familie hineingeboren, die ändert sich mit jedem Lebensstadium, mit jeder Person. Auch mit dem Tod. Meine Mutter ist gestorben, als ich 32 Jahre alt war, mein Vater im Vorjahr, also lagen 20 Jahre dazwischen. Beide Male habe ich gedacht: Jetzt bin ich wirklich erwachsen. Das ist schon komisch.
APA/BARBARA GINDL
Wie viel Fiktion ist das, was wir Familie nennen, also?
Es gibt da eine Wahrheit, die nicht faktisch ist. Es gibt Anekdoten, die jeder kennt, die aber nie so stattgefunden haben können. Aber die haben einen Zweck für die Familie. Die braucht man für den Zusammenhalt, da ist es auch schädlich, wenn man die auflöst.
Als Kind hat man aber das Gefühl, dass sich alles um einen selbst dreht – und ist dann vielleicht enttäuscht, wenn es doch nicht so ist. Wie die Mutter in Ihrem Roman, die ja sehr auf ihrem eigenen Leben beharrt.
Ja, und ich finde das sehr positiv. Warum ist meine Erwartung als Kind, dass meine Mutter keinerlei sonstige Interesse hat? Wie kommt man eigentlich dazu, das zu verlangen? Der Vater hat ja auch sein Leben außerhalb der Familie. Hanna eignet sich eben nicht dafür, ausschließlich dafür zuständig zu sein, dass alle von ihr genährt werden, im Seelischen wie im Körperlichen. Die kann das irgendwie, aber es ist nicht ihr Haupttalent, sie hat mehrere Talente. Dem Mann wird es gestattet und der Frau nicht. Sie ist eingezwängt in Konventionen.
Hanna bricht dann aus, verlässt die Familie und lässt die jüngste Tochter zurück. Das kränkt diese sehr.
Dieser Moment, diese Frage wird zum springenden Punkt im Leben der Erzählerin: Ist Hanna abgehauen und hat sie zurückgelassen? Oder wollte sie nicht mitkommen? Sie ist sich nicht sicher. Und auch sonst kann sich niemand erinnern. Sie hat nicht daran gedacht, ihre Eltern zu fragen, als diese noch lebten. Und in der Familie kursieren mehrere Versionen, weil auch in einer Familie Menschen Politik machen und und sich Storys ausdenken, um eigenes Versagen oder eigene Verletzungen zu übertünchen.
Etwas, das ja gern und oft über Generationen weitergegeben wird.
Das ist eine Familie, die kommt komplett aus dem Nachkriegserlebnis. Die Eltern waren in den 50er, 60ern frei und lebenslustig. Aber sie hatten ausschließlich mit Erwachsenen zu tun, die sie angelogen haben. Das …read more
Source:: Kurier.at – Kultur