Volksopern-Debüt für Obonya in „Anatevka“: Der Milchmann aus dem Schtetl

Kultur

Erster Szenenapplaus für den Star mit großer Bühnenpräsenz bereits nach 25 Minuten.

Ein Klassiker, eine große Show, eine berührende Geschichte: Cornelius Obonya in der Rolle des Tevje in „Anatevka“ („Fiddler On The Roof“) von Jerry Bock (Musik) und Joseph Stein (Text). Für den 55-Jährigen war es am Sonntag das Debüt an der Wiener Volksoper und sein zweiter Ausflug ins Musicalfach, nachdem er 2008 den Max Bialystock in der Nazi-Satire „The Producers“ von Mel Brooks in Wien und Berlin verkörpert hatte. 

Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Der neue Milchmann und traditionsbewusste Vater, der mit den Heiratsplänen seiner Töchter auf eine harte Probe gestellt wird, ist ein Star mit großer Bühnenpräsenz in der sehr stimmigen Inszenierung von Matthias Davids aus dem Jahr 2003. Sie zählt zu den beliebtesten Produktionen im Haus am Gürtel. Und Obonya, der – sympathisch und empathisch, temperamentvoll und impulsiv – mit  Gott und seiner Mischpoke hadert und „sein“ Schtetl liebt, hat prompt nach 25 Minuten den ersten Szenenapplaus. 

Bei ihm wird die Figur, die zwischen Tradition und Aufbruch in neue Zeiten emotional und durch politischen Ereignisse wie ein Pogrom im zaristischen Russland um 1905 zerrieben wird, in all ihren Facetten erfahrbar.

Wie neben hinreißenden Tanzszenen und auch innigen Momenten ein Balanceakt zwischen melancholischen Humor und Ernst vorgeführt wird, hat erstaunlich viele Parallelen zur Jetzt-Zeit und macht das Stück zugleich zeitlos und modern. 

Fein aufeinander abgestimmt das bewährte Ensemble unter der musikalischen Leitung von Lorenz C. Aichner: Regula Rosin als Golde, Tevjes resolute und zugleich warmherzige Frau, Martina Dorak, die schrullige Heiratsvermittlerin Jente, Oliver Liebl als armer Schneider Mottel Peter Lesiak als revolutionärer Student Perchik u.a.; schließlich neben Vanessa Zips als Rollenbütantinnen Theresa Dax und Melanie Böhm, die heiratswilligen Töchter. Für sie ist das fremdbestimmte patriarchale „Geheiratet wird jetzt, die Liebe kommt später!“ nicht mehr akzeptabel.

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Die universelle Geschichte vom Erwachsenwerden und brüchigen Traditionen mit den bekannten Melodien „Wenn ich einmal reich wär“, „Jente, o Jente“ oder „Kleiner Spatz, kleine Chavaleh“ verdient  auch 55 Jahre nach der Wiener Erstaufführung viele Besucher (ab 9 Jahren).

KURIER-Wertung: 4 Sterne

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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