Studie schlägt Alarm: Heimische Großbetriebe überlegen, abzuwandern

Wirtschaft
David Ungar-Klein

Eine Studie sieht Abwanderungstendenzen bei vielen heimischen Firmen und mahnt Maßnahmen für den Standort ein.

Der Infrastrukturreport 2025 von Future Business Austria (FBA), der am Donnerstag im Rahmen eines Symposiums in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) präsentiert wird, stellt dem Standort Österreich kein gutes Zeugnis aus. Laut einer für die Erhebung durchgeführten repräsentativen Umfrage unter Managern von Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern überlegen 17 Prozent komplett und 39 Prozent mit Teilen des Betriebs aus Österreich abzuwandern.  

Das ist eine unglaublich hohe Zahl, das muss man ernst nehmen“, sagt David Ungar-Klein, Gründer der überparteilichen Initiative und Mitautor der Studie. „Die Unternehmen haben Existenznöte.“ Auch glauben nur noch 29 Prozent der Befragten laut der Umfrage, dass Österreich sehr oder eher wettbewerbsfähig ist. Ungar-Klein mahnt deshalb von der künftigen Regierung eine umfassende Standortstrategie ein.

Unsicherheiten

Die Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigen Standort seien in Österreich aktuell nicht gegeben. Unternehmen würden sich schwertun, für die Zukunft zu planen, sagt Ungar-Klein: „Sie wissen nicht, ob sie Umsätze machen oder Märkte haben werden und ob die Lieferketten oder die Energiepreise gesichert sind. Dazu kommt die zunehmende Bürokratisierung in der EU.“

Österreich sei auf dem Weg, von einem Musterland zu einem Entwicklungsland zu werden, warnt der Experte. In den vergangenen Jahren sei viel verabsäumt worden: „In vielen Bereichen ist nichts passiert.“

Kurier / Franz Gruber

FBA-Initiator David Ungar-Klein

Verlorene Wertschöpfung

Laut einer Modellrechnung der Initiative sind dem Land in den vergangenen vier Jahren wegen unzureichender Infrastruktur fast 380 Mrd. Euro an Wirtschaftsleistung entgangen. Das bedeute, dass sich, wenn die notwendigen infrastrukturellen Rahmenbedingungen gegeben wären, mehr Unternehmen angesiedelt hätten, mehr Arbeitsplätze entstanden und mehr Steuereinnahmen generiert worden wären, sagt Ungar-Klein. 

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Allein heuer seien 95 Mrd. Euro an Wertschöpfung verloren gegangen. Den stärksten Hebel sieht Ungar-Klein in Investitionen in die digitale Infrastruktur. Ein flächendeckender Breitbandausbau  koste rund zehn Mrd. Euro, könne aber 90 Mrd. an Wertschöpfung bringen. Weil etwa die Attraktivität von Standorten im ländlichen Raum zunehme.

Grafik: CB, KurierHerausforderungen 

Die für die Erhebung befragten Manager von Großunternehmen in Österreich sehen den Fachkräftemangel, die Energiekosten, die Teuerung und die Steuerpolitik sowie die Entbürokratisierung als größte Herausforderungen für den heimischen Standort.  57 Prozent beklagen auch eine drastisch gesunkene Arbeitsmoral und Leistungsbereitschaft in ihren Unternehmen. 

Dass die Produktivität gesunken sei, hätten auch internationale Rankings gezeigt, meint Ungar-Klein. Dazu beigetragen habe sicherlich die zunehmende Thematisierung der Work-Life-Balance: „Viele glauben, es geht sich auch mit drei oder vier Tagen Arbeit aus. Aber wer soll das finanzieren?“

Eine umfassende Strategie für den Standort müsse diese Themen ebenso ansprechen wie die Infrastrukturbereiche Energie, Verkehr und die für die digitale Transformation bedeutende Informationstechnologie, heißt es in Report. Daneben müssten auch Maßnahmen zur Versorgungssicherheit  und die hohe Rohstoffabhängigkeit von Drittländern adressiert werden.  

Vorbild Schweiz

Als Vorbild für eine  österreichische Standort- und Infrastrukturstrategie könne die Schweiz gelten, meint Ungar-Klein.  Dort gebe es fünfmal so viele ausländische Investitionen wie  in Österreich. Auch in internationalen Rankings, etwa jenem der Lausanner Hochschule IMD, liegen die Eidgenossen  seit Jahren auf den vorderen Plätzen, während Österreich zuletzt auf Rang 26 abrutschte. Standortagenden seien in der Schweiz in einem Ministerium gebündelt, sagt der FBA-Initiator. In Österreich habe man sich …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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