Bischofskonferenz-Vorsitzender sieht Synodalen Prozess primär als geistliches Projekt.
Österreichs Bischöfe haben diese Woche im Europakloster Gut Aich in St. Gilgen ihre routinemäßige Herbsttagung abgehalten. Zwei Faktoren sind dabei von besonderem Interesse: Zum einen dürfte es wohl die letzte Vollversammlung gewesen sein, an der Kardinal Christoph Schönborn als Erzbischof von Wien teilgenommen hat. Dessen Nachfolge war jedoch bei der Tagung kein Thema, wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner auf Nachfrage bei einer Pressekonferenz am Freitag erklärte.
Sehr wohl ein – zentrales – Thema war jedoch die soeben in Rom zu Ende gegangene Weltsynode, an der Lackner und Schönborn teilgenommen hatten. Lackner bekräftigte indes, was auch aus diversen Äußerungen der letzten Wochen und Monate vom Papst abwärts zu erkennen war: In der seit Jahrzehnten notorischen Reformagenda (Stichworte: Frauenweihe, Zölibat, „Sexualmoral“) sind keine Änderungen zu erwarten. Freilich, schon die Synode selbst war in dieser Form eine Neuerung: durch die Teilnahme von stimmberechtigten Laien, auch Frauen (also nicht nur Ordensfrauen) wurde die „Bischofssynode“ zur „Weltsynode“; durch das Zusammentreffen an einzelnen runden Tischen (circuli minores) kam der Dialogcharakter und das dem Papst so wichtige aufeinander Hören sinnbildlich zur Geltung.
Dezentralisierung
Generell sieht Lackner unter Bezugnahme auf das Schlussdokument der Synode die „Hauptverantwortung für die Weiterarbeit“ bei den Diözesen. Die Synode hat also ein Stück weit Dezentralisierung gebracht, wobei freilich immer die Frage ist, wie sich dies mit dem Anspruch einer Universalkirche vereinen lässt. Neue Formen kirchlicher Entscheidungsfindung wie Partikularkonzilien oder „Kirchenkonferenzen“ als Ergänzung zur Bischofskonferenz wollte Lackner denn auch nicht ausschließen, „aber der Weg ist noch weit“.
Apropos Entscheidungsfindung: dass die Auswahl von Bischöfen eine einsame, autokratische Entscheidung des Papstes sei, wie immer wieder kritisiert wird, stimme nicht, so Lackner: Es würden auch jetzt viele Menschen – und keineswegs nur Geistliche – in den Entscheidungsprozess einbezogen. Am „decision taking“ wirkten viele mit, das „decision making“ freilich bleibe dem Papst vorbehalten.
Ähnlich Lackners Argumentation in der Frauenfrage: Leitung sei nicht zwingend mit der Weihe verknüpft, schon jetzt seien viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen in den einzelnen Diözesen tätig. Bei der Weihe selbst sei er skeptisch – aber „ich werde nicht protestieren, wenn es kommt“.
Als entscheidend sieht der Salzburger Erzbischof diese Fragen freilich nicht. Sorgen bereitet ihm vielmehr, dass wir „überhaupt nicht mehr über Auferstehung“ sprächen, das sei doch das „Top-Thema“. Da hätten wir „etwas verloren“. Und: die Fragen, die in Europa ganz oben auf der Agenda stünden, seien nicht unbedingt die weltkirchlich prioritären: „Den Glauben haben wir nicht in Europa erfunden.“
Entsetzt zeigte sich Lackner über die Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. „So etwas darf es nicht geben“, so der Erzbischof: „Dagegen müssen wir auftreten.“
Source:: Kurier.at – Politik