Startenor Benjamin Bernheim: „Jede Inszenierung ist ein künstlerischer Vorschlag“

Kultur

Der „Pavarotti Frankreichs“, am Donnerstag im Wiener Konzerthaus, über Regie, Inspiration und die Kunst, das Publikum auf eine Reise mitzunehmen

von Susanne Zobl

Bei den olympischen Spielen in Paris sorgte Benjamin Bernheim mit Gabriel Faurés „Hymne an Apollo“ für ein Ereignis. Bei den Salzburger Festspielen überstrahlte der französische Startenor die umstrittene Inszenierung von „Hoffmanns Erzählungen“, an der New Yorker Metropolitan Opera setzte er seinen Erfolgskurs mit Offenbachs Titelfigur fort. Derzeit tourt er mit einem Liederabend durch Europa. Am Donnerstag (14.11.) kommt er ins Konzerthaus (Restkarten). Das Programm hat er an Wien angepasst: Neben Liedern von Henri Duparc, Reynaldo Hahn, Charles Gounod, Hector Berlioz und Puccini singt er auch Werke von Clara Schumann.

KURIER: Herr Bernheim, mit Liedern aus Ihrem Album gastieren Sie in den USA und in Europa. Das Programm ändern Sie jedoch ab. Warum?

Benjamin Bernheim: Ich halte es für wichtig, das Programm an den Ort anzupassen, wo ich gerade auftrete. Denn jeder Konzertsaal hat seine eigene Identität. Natürlich könnte ich das gleiche Programm in Paris, in Wien, in Los Angeles und in Prag machen. Aber mir gefällt schon die Vorstellung, dass ich, dem Wiener Publikum, das ich sehr schätze, etwas Einzigartiges biete und danach einem anderen Publikum etwas Anderes, das auch einmalig ist.

Ihr Album „Douce France“ ist nach dem gleichnamigen Chanson von Charles Trenet benannt. Was empfinden Sie, wenn Sie dieses Lied in der Ferne singen?

Das kommt darauf an, ob ich es für ein Publikum oder für mich singe. Denn ich singe auch ganz für mich. Wenn ich allein bin, lasse ich die Musik an mich herankommen. Auch Opernarien. Wie Sie wissen, habe ich gerade drei Hoffmann-Produktionen gemacht und einen Werther. Von dieser Musik habe ich immer etwas im Kopf. Wenn ich in einen Aufzug steige, ins Fitnessstudio oder in ein Restaurant gehe, löst das unterschiedliche Musik in bei mir aus. Ich kann aber nicht sagen, warum das so ist, Aber so kommt die Inspiration, und man erkennt, was man gerne wieder singen würde. So erkannte ich, wie sehr ich den Nemorino (aus Donizettis „Liebestrank“) vermisse. Es ist für uns Künstler nämlich sehr wichtig, dass das Gehirn von selbst arbeitet, auch ohne, dass wir es beabsichtigen. So  soll man eine Rolle studieren, bevor man ins Bett geht. Und am Morgen kann man zwar nicht alles auswendig, aber es ist schon viel von der Musik im Kopf, weil der Schlaf, die Ruhe, die Distanz zur Musik auch oft dazu führen, dass sich die Musik in unseren Köpfen festsetzt und die Musikalität auch. 

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Löst „Douce France“ bestimmte Bilder bei Ihnen aus?

Ich sehe eine Landkarte von Frankreich, viele Orte, die ich seit meiner Kindheit besucht habe, an der Côte d’Azur, Südwesten, Lyon, ich habe viele Bilder vor Augen. Man kann sich dann fragen, was ist Frankreich für mich? Das sind Orte, Menschen, es sind die Präsidenten der Republik, deren Namen ich seit meiner Schulzeit kenne. Auch Gebäude wie die Assemblée national, die Place de la Concorde oder das Stade de France, die Seine, die Altstadt von Lyon sein, …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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