Der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss fordert rasche preisdämpfende Maßnahmen nach dem Ende der Gaslieferungen aus Russland.
Der russische Gazprom-Konzern hat angekündigt, seine Gaslieferungen an die OMV am Samstag in der Früh einzustellen. Die Gasversorgung in Österreich ist laut Experten auch nach dem Lieferstopp gesichert. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) betonte am Freitagabend, man sei gut vorbereitet.
Auch der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss sieht die Gasversorgung für diesen Winter gesichert: Die Speicher seien voll, der Verbrauch in Österreich deutlich niedriger als im Vorjahr, sagte er im Ö1-Morgenjournal.
Zudem gehe er davon aus, dass auch in Zukunft noch russisches Gas nach Österreich kommen werde – zwar nicht durch die OMV und auch in wesentlich geringeren Mengen, „aber ich gehe davon aus, dass aus der Slowakei oder Mengen, die für Ungarn bestimmt sind, Gasmengen in Österreich bleiben werden“.
Deutliche Preiserhöhung zu erwarten?
Spannend wird die Frage des Preises. Laut Nehammer sollte der Lieferstopp nicht zu einer Erhöhung führen. An der Börse sei eine Preiserhöhung schon eingetreten, so Roiss. Die Preise würden auch künftig weiter steigen.
„Das Problem, das wir hier haben, ist, dass diese Preissprünge auch beim Strompreis über die Gaskraftwerke durchschlagen und damit die Inflation wieder anfeuern“, so der frühere OMV-Chef. Er fordert daher preisdämpfende Maßnahmen von staatlicher Seite. Sein Vorschlag: Mit Teilmengen aus der strategischen Gasreserve des Staates soll das Gasangebot an der Börse erhöht werden, um den Preis zu senken.
Dafür müssten die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden, so Roiss – und zwar rasch. Der Konsument dürfe nicht das Opfer der Preissteigerungen sein, wenn nicht agiert werde: „Das eine ist die Sicherheit, Gas zu haben. Das andere ist das Instrument, den Preis an der Börse zu beeinflussen. Der bestimmt sich durch Angebot und Nachfrage. Hier besteht die Gefahr, dass Spekulanten agieren und hier muss der Staat diese Gasmenge, diese Reserve einsetzen, um preisstimulierend zu wirken.“
Mit welchen Preissteigerungen müssen Kunden rechnen?
Roiss geht nicht davon aus, dass der Preis auf ein Kriegsniveau von 2022 (zeitweise über 300 Euro je MWh) kommt, aber kurzfristig wird es durchaus preiserhöhende Effekte geben.
Zur langfristigen Versorgung sagt der Ex-OMV-Chef: „Wenn wir sagen, die Versorgung ist gesichert, dann betrifft das diesen Winter“, so Roiss. Der Ausbau der Pipeline von Deutschland nach Österreich müsse dringend forciert werden, nicht erst 2027, sondern 2025/2026.
„Was aber wesentlich fehlt, ist der Ausbau der Pipeline nach Ungarn. Damit das Gas aus Ungarn nach Österreich fließen kann (…) Das ist rasch zu bewerkstelligen, denn die OMV hat in Rumänien große Gasfelder, die demnächst in Produktion gehen.“
Source:: Kurier.at – Wirtschaft