Exporte von russischem und iranischem Erdöl in die EU sind seit Jahren verboten. Doch Tanker, die unter falscher Flagge fahren, schiffen die Ware an den Sanktionen vorbei.
Auf einmal war die „Sakarya“ von den Bildschirmen der weltweiten Schiffsüberwachung verschwunden. Als der Tanker 60 Stunden später wieder auftauchte, war er immer noch in den Gewässern vor Ceuta, Spaniens Exklave in Nordafrika, unterwegs – allerdings unübersehbar um Hunderte Tonnen leichter. Die drei Supertanker dagegen, die tagelang dort vor Anker gelegen waren, waren jetzt wieder unterwegs – in Richtung Europa.
Der Vorfall vor wenigen Tagen sorgte für internationale Empörung, vor allem aber in der EU. Das EU-Parlament veröffentlichte unmittelbar danach einen Aufruf, endlich Russlands „Schattenflotte“ zu stoppen. Mithilfe dieser Schiffe würden nicht nur die EU-Sanktionen gegen russisches Öl unterwandert, sie seien auch eine Gefahr für die Weltmeere: Unversichert, alt und oft schlecht gewartet seien diese Tanker eine ökologische Zeitbombe.
Geschäfte verlagert
Dass das Umladen von russischem Öl diesmal so viel Wirbel machte, liegt allerdings nur daran, dass Spaniens Sicherheitskräfte geglaubt hatten, dass diese dunklen Geschäfte endlich nicht mehr vor Ceuta stattfinden würden.
Man hatte den Schiffsbetreibern, die dort täglich Unmengen an russischem Öl aus den Tankern der Schattenflotte abgesaugt hatten, mit Strafen und Beschlagnahmung gedroht, bis sie schließlich verschwanden. Die Schattenflotte wurde ihre verbotene Fracht einfach anderswo los, draußen im Atlantik, oder irgendwo vor Malaysien.
Rund 750 Tanker
Auch nach bald drei Jahren Krieg brummt Russlands Wirtschaft, auch und vor allem wegen seiner ungebremsten Exporte von Erdöl und Erdgas. Zwar hat Moskau seine Geschäfte mit den ohnehin energiehungrigen asiatischen Staaten wie China oder Indien ausgebaut, doch auch nach Europa fließt ungeachtet aller Verbote weiterhin russischen Erdöl – transportiert in den Tankern dieser Schattenflotte.
Rund 750 Tanker dieser Art sind unterwegs, um Öl in Russlands Verladestationen, etwa in der Ostsee aufzunehmen, und es irgendwo auf andere Tanker umzuladen. Die bringen die Ware dann quasi weißgewaschen in europäische Häfen.
Ganz ähnlich laufen die Geschäfte des zweiten unter internationalen Sanktionen stehenden Energieriesen, dem Iran. Auch dessen Öl steht unter internationalen Sanktionen. Die werden zwar von China, dem größten Abnehmer, nicht anerkannt, aber die USA können durch ihre zentrale Rolle im globalen Geldverkehr sehr leicht Firmen und Schiffsbetreibern, die von diesen Geschäften profitieren, die Konten sperren.
China kann Iran-Importe so „glaubwürdig abstreiten“
Um das zu umgehen, bedient sich auch China einer Schattenflotte. Deren Schiffe liegen zu Dutzenden vor Malaysien und lassen ihre Fracht dort in den Stahlbäuchen anderer Tanker verschwinden – von da an ist die Herkunft so gut vernebelt, dass man sich in Peking zumindest dumm stellen kann.
„Diese Geschäfte machen es China möglich, die Iran-Importe glaubwürdig abzustreiten“, meint ein US-Experte für internationale Energie-Wirtschaft gegenüber Bloomberg: „Wenn die behaupten wollen, dass sie kein iranisches Öl importieren, dann können sie das.“
Lukratives Geschäft
Die Geschäfte mit eigentlich illegalem Öl laufen also wie geschmiert und das liegt auch am Umfeld, in dem sie stattfinden. Ölexporte per Tanker sind ein Geschäft mit sehr geringen Gewinnspannen, dessen Betreiber Kosten sparen, wo es nur geht. Also sind die Schiffe meist in Ländern mit zweifelhaftem Ruf wie Panama, oder Liberia registriert, die Besatzungen stammen aus Ländern …read more
Source:: Kurier.at – Politik