Burgtheaterdirektor Stefan Bachmann: „Ohne Brimborium drumherum“

Kultur

Er hat mit „Gesten der Umarmung“ einen geglückten Start hingelegt. Nur weil die Zeiten düster sind, will er nicht nur düsteres Theater machen

Die eigenwillige, schwer lesbare Schrift, mit der Martin Kušej viele erzürnt hatte, ist über den Sommer verschwunden: Drei plastisch wirkende Schilder mit den Schlagwörtern „OFFEN“ „ECHT“ „JETZT“ in schnörkellosen Versalien hängen über den zentralen Eingangstüren des Burgtheaters.

Kušej hatte zwar aus Groll immer wieder behauptet, dass die Kulturpolitik die Burg ohne Not in eine tiefe Krise stürze (eben weil sie seinen Vertrag nach nur fünf Jahren auslaufen ließ). Aber von einer solchen ist nichts zu merken. Schon lange gab es keinen unaufgeregteren Direktorenwechsel. Er war einfach kein Thema – weder im Ensemble, noch in den Medien. Der KURIER fragte bei Direktor Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, nach.

Thomas Trenkler

KURIER: Wundert Sie eigentlich, wie reibungslos Ihr Start über die Bühne gegangen ist – abgesehen davon, dass Jens Harzer seine Rolle in der Eröffnungsproduktion spät zurückgelegt hat?

Stefan Bachmann: Für mich ist Theater etwas, das im Fluss, im Prozess ist. Nur weil es einen neuen Direktor gibt, ist die Burg nicht komplett anders. Denn es ist natürlich nicht alles Müll gewesen – und ich habe viele Produktionen übernommen, auch Inszenierungen von Martin Kušej. Ich glaube nicht einmal an die überlieferte Geschichte, dass Claus Peymann das Burgtheater komplett neu gestaltet hat. Auch er hat auf vielem aufgebaut, was vor ihm stattgefunden hat.

Was schon erstaunt: Es gab überhaupt keine Erregung, sondern viele positive oder zumindest wohlmeinende Kritiken.

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Wir sind ja in Wien …

… wo man mit Niederträchtigkeiten rechnen muss …

Das haben Sie gesagt! Was mich daher am meisten alarmiert, ist Lob. Ich überlege mir schon, was ich falsch gemacht habe. Wie drücke ich es aus, damit es nicht blöd klingt? Es ist sicher in meinem Wesen auch grundsätzlich etwas Versöhnliches.

Sie meinen: Sie haben sich reingeschmust …

Vielleicht ein bisschen. Wobei das nicht unbedingt eine Absicht war. Wir sind bloß bemüht, gutes Theater zu machen – allerdings ohne Brimborium drumherum.

Man beginnt ja nur einmal als Burgtheaterdirektor. Sie wussten: Der Start muss gelingen.

Natürlich habe ich mit meinem Chefdramaturgen Thomas Jonigk Stücke überlegt, die auf breites Interesse stoßen könnten und als „Gesten der Umarmung“ gelesen würden. Aber dann braucht man auch Fortüne. Man weiß ja nicht, ob etwas so aufgeht, wie man es sich erträumt hat. Und ich kann nach zweieinhalb Monaten feststellen, alle bisherigen Neuproduktionen vertreten zu können, ohne lügen zu müssen. Das heißt viel! Dafür bin ich wirklich sehr dankbar.

Claus Peymann begann 1986 mit Thomas Bernhards „Theatermacher“ und dem Satz: „Was hier in dieser muffigen Atmosphäre …“ Das sorgte für Heiterkeit. Und auch Sie setzten Bernhard an – mit „Holzfällen“. Darin stellt ein Burgschauspieler fest, dass es Lieblingsburgschauspieler gäbe, aber niemals Lieblingsburgtheaterdirektoren. Er habe schon viele Direktoren kommen und gehen gesehen …

Ja, das war eine Belustigung im Saal! Nicholas Ofczarek hat die Produktion vorgeschlagen. Die Premiere war ein echter Glücksmoment. Wenn man dann im Zuge der Aufführung erfährt, dass es nie einen Lieblingsdirektor gegeben hat: Das steckt man gerne weg. Wie auch die Drohung, dass am Anfang …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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