Tiroler Unternehmen macht klimapositive Holzkraftwerke

Wirtschaft
Im oberösterreichischen Perg steht das derzeit größte "Rückwärtskraftwerk" Österreichs

Mit einem eigenen Verfahren zur Holzvergasung erzeugt Syncraft Strom, Wärme und Pflanzenkohle, die CO2 dauerhaft speichert.

Bei einem klassischen Kohlekraftwerk wird ein fossiler Brennstoff verheizt, um Strom und Wärme zu gewinnen und eine Menge klimaschädliches Kohlendioxid ausgestoßen. Bei einem so genannten „Rückwärtskraftwerk“ hingegen wird ein pflanzlicher Brennstoff verwendet, es wird ebenfalls Strom und Wärme gewonnen, aber auch Pflanzenkohle produziert, in der CO2 eingelagert und gespeichert werden kann. Der Begriff stammt vom Tiroler Unternehmen Syncraft. Es versorgt Kraftwerksbetreiber mit einer Technologie, die Waldhackgut mehrfach verwertet.

CO2 speichern, Zertifikate erhalten und verkaufen

Aus kleinen Holzresten wird Strom, Wärme und Holzkohle gewonnen. Letzterer wird von Klimaforschern riesiges Potenzial dabei zugeschrieben, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Für die Produktion von „Biochar“, so der englische Ausdruck für Holzkohle, werden deshalb auch CO2-Zertifikate ausgestellt. Betreibern der Syncraft-Anlagen eröffnet sich durch den Verkauf dieser Zertifikate an CO2-intensive Branchen ein weiterer Einkommenszweig.

Neues Verfahren entwickelt

Das Verfahren, das Syncraft anwendet, hat den Grundstein für die Unternehmensgründung gelegt. 2007 hat der Verfahrenstechniker Marcel Huber an der Innsbrucker Hochschule MCI den Schwebefestbettvergaser mitentwickelt. Bei diesem neuen, mehrstufigen thermochemischen Verfahren wird zunächst Holz in einer sauerstoffarmen Umgebung auf 500 Grad erhitzt (Pyrolyse). Das dabei entstehende Holzgas, das etwa ein Sechstel des Brennwerts von Erdgas aufweist, wird in einem Kolbenmotor verbrannt. Der wiederum treibt einen Generator an. Die Abwärme fließt in Fernwärmenetze ein.

Mit der patentierten Technologie im Gepäck gründete Huber 2009 gemeinsam mit zwei Partnern Syncraft.  2014 gehen die ersten Holzkraftwerke der Firma in Vorarlberg und Südtirol in Betrieb. Dass auch der Rückstand aus dem Energiegewinnungsprozess, die Holzkohle, genutzt werden kann, wurde dem Unternehmen erst später klar. 2016 fertigte eine Forscherin der FH Vorarlberg eine Studie über das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenke an. Das Geschäftsmodell wurde erweitert.

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Pflanzenkohlebedarf steigt

Verkauft wird die Pflanzenkohle heute etwa an die Metallindustrie, erzählt Thomas Hämmerle von Syncraft beim Circular Carbon Economy Summit in Wien. „In der Stahlerzeugung etwa braucht man Kohlenstoff. Der muss erneuerbar werden.“ Grüner Kohlenstoff sei die Lösung dafür. In der Landwirtschaft wird Pflanzenkohle als Mittel zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit eingesetzt. In Baustoffen wie Beton könne die Holzkohle einen Teil des Zements ersetzen und Produkteigenschaften verbessern.

Nachfrage aus aller Welt

Schwebefestbettvergaser bringen den Vorteil mit sich, dass Holzreste mit sehr unterschiedlicher Qualität verarbeitet werden können, z.B. auch Holz mit viel Rindenanteil. Außerdem werden dabei keine Hilfsstoffe, wie Diesel als Zündhilfe, benötigt. Syncraft-Anlagen werden heute vor allem an Kommunalbetriebe, Industrieunternehmen und landwirtschaftliche Betriebe verkauft.

Die von Syncraft als „klimapositiv“ bezeichnete Technologie hat international Interesse geweckt:

2019 hat Syncraft eine Anlage in Japan mit 1,6 Megawatt elektrischer Leistung errichtet. 
Die bisher größte Anlage, mit 4 MW Leistung hat Syncraft 2020 in der Schweiz installiert. 
In Deutschland wurden bereits mehrere Projekte realisiert. 
Das neueste „Rückwärtskraftwerk“ wurde im Oktober im niederösterreichischen Gänserndorf eingeweiht.

Syncraft

Im oberösterreichischen Perg steht das derzeit größte „Rückwärtskraftwerk“ Österreichs.

Neuer Unternehmenssitz bezogen

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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