In „Der Tote in der Schlucht“ ermitteln Patricia Aulitzky und Dominik Raneburger zum zweiten Mal Seite an Seite in Innsbruck und Umgebung (ORF1/20.15).
Der neue Landkrimi aus Tirol beginnt sportlich: Lisa Kuen steckt sich ihre kabellosen Kopfhörer ins Ohr, schnürt die Schuhe, schaut auf die Uhr und los geht’s. Rauf auf die Bergiselschanze – im Laufschritt, versteht sich. Diese sportliche Seite mag Patricia Aulitzky auch an ihrer Rolle, wie sie im KURIER-Gespräch sagt. „Sie ist einfach eine coole Frau. Ich mag ihre Sportlichkeit“.
Die Schauspielerin verkörpert in „Der Tote in der Schlucht“ (3. Dezember/20.15/ORF1) bereits zum zweiten Mal die Innsbrucker Kriminalkommissarin. An ihrer Seite ermittelt erneut Alex (Dominik Raneburger), der seine Kollegin einmal so charakterisiert hat: Sie sei komplett obsessiv, ein Workaholic und renne „mit dem Kopf durch die Wand“. Ein Tiroler Sturschädl eben. Für Aulitzky sei Lisa Kuen eine sperrige, knorrige Figur, die „keine einfache Lebensgeschichte hat. Sie ist taff, eher verschlossen und hat eine klare Vorstellung von dem, was sie will und was sie nicht will.“
Schützenverein
„Der Tote in der Schlucht“ taucht ein in die Welt der Schützen, Viehhändler und Marketenderinnen. Dabei wird das Ermittler-Duo mit einem bereits abgeschlossen Fall konfrontiert: Es geht um einen Überfall auf einen Geldtransport, bei dem einer der beiden Fahrer von den beiden Tätern erschossen wurde. Das damals erbeutete Geld konnte, obwohl einer der beiden Täter, der Colussi (Bernhard Schir), verhaftetet werden konnte, nie sicher gestellt werden. Auch von der zweiten Person, die am Überfall beteiligt war, fehlt jede Spur. Nun ist der Colussi nach einigen Jahren im Gefängnis wieder auf freiem Fuß. Und kaum ist er in Freiheit, wird der damalige Informant Radl (Hans Danner) ermordet unter einer Brenner-Autobahnbrücke aufgefunden. Klar also, dass der Colussi als Hauptverdächtiger geführt wird. Unterstützung bekommt er von den Schützen, bei denen er natürlich langjähriges Mitglied ist.
„Ich war beeindruckt, welchen Stellenwert diese Vereine und Gruppierungen nach wie vor haben, und ich war auch überrascht, wie männlich konnotiert das Waffentragen und das Jagen nach wie vor sind“, sagt Mirjam Unger, die bereits zum zweiten Mal beim Tiroler Landkrimi Regie führte. Das Drehbuch stammt, wie schon bei „Das Mädchen aus dem Bergsee“ (2020), von Eva Testor, die auch wieder als Kamerafrau fungierte.
„Sie ist eine charismatische Autorin und Kamerafrau mit einem ganz eigenwilligen Blick. Sie schreibt und filmt nicht gefällig, sie kommt aus der Kunst und gewinnt gleichzeitig Publikumspreise, erreicht Mörderquoten. Es ist inspirierend mit ihr zu arbeiten, weil sie mich überrascht und herausfordert“, sagt Unger über ihre Freundin Eva Testor.
ORF/Heinz LaabWertekostüm
Zusammen liefern die beiden nun einen spannenden und unterhaltsamen Krimi ab, bei dem ein ambivalentes Tirol gezeigt wird. Auf der einen Seite begegnet man patriarchalen Strukturen, einem katholisch-konservativen Wertenkostüm. Auf der anderen Seite gibt es einen Ermittler, der sein Coming-out erlebt, eine Ermittlerin, die feministisch, unterkühlt, sehr körperlich, fast „männlich“ auftritt. Will man mit diesem Kontrast Reibung erzeugen? „Genau diese Reibungsflächen interessieren uns. Eva Testor ist ja gebürtige Tirolerin und genau in diesen Widersprüchen aufgewachsen. Jetzt bin ich zum dritten Mal von ihr eingeladen worden, bei ihren Büchern Regie …read more
Source:: Kurier.at – Kultur