DAX knackt trotz trister Konjunktur erstmals 20.000 Punkte-Marke

Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft in einer Herbst-Tristesse und am Aktienmarkt hingegen Hochstimmung. Experten uneins darüber, ob Rekordjagd weitergeht.

Es wirkt auf den ersten Blick paradox: Die deutsche Wirtschaft ist in einer Herbst-Tristesse und am Aktienmarkt knackt der Leitindex DAX erstmals die Marke von 20.000 Punkten. Sind die Anleger also sozusagen auf dem Konjunkturauge blind? Keinesfalls, sagen Experten wie Robert Halver. Vielmehr wird am Aktienmarkt bereits nach vorne geschaut: „Die Börse bezahlt die Zukunft“, kommentiert der Marktstratege der Baader Bank.

Die Gegenwart sieht trist aus. Erst kürzlich haben führende Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognose für Deutschland gesenkt. Für das laufende Jahr wird den Experten zufolge nun ein Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet. Zunehmende Konkurrenz durch hochwertige Industriegüter aus China verdrängten deutsche Exporte auf den Weltmärkten. 

Ferner sparen die Verbraucher, und die hohe wirtschafts- und geopolitische Unsicherheit belastet die Investitionstätigkeit der Unternehmen ebenso wie die hohen Energiekosten und das immer noch hohe Zinsniveau. Aber zumindest bei den Zinsen zeichnet sich eine spürbare Entspannung ab.

Zinssenkungen machen Aktien wieder attraktiver

Rückblende: Die wichtigsten Notenbanken hatten 2022 und 2023 die Leitzinsen stark angehoben, um die nach der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg ausufernde Teuerung in den Griff zu bekommen. Mit Erfolg: Der Kampf gegen die hohe Inflation scheint mittlerweile gewonnen. Die großen Zentralbanken haben inzwischen damit begonnen, die Zinsen wieder zu senken. Damit hoffen die Anleger, dass bald Kredite und Investitionen wieder günstiger werden und so die Konjunktur ankurbeln. Zudem werden mit der nunmehr eingeleiteten Zinswende Aktien attraktiver gegenüber festverzinslichen Wertpapieren oder Festgeld.

  Bekannter Großkonzern in der Krise: 1.300 Mitarbeiter vor Entlassung

Robert Halver bleibt damit optimistisch: „Die Geldpolitik ist der Freund und Helfer der Aktienmärkte.“ Um Rezessionsrisiken abzufedern, werde die Europäische Zentralbank im Dezember erneut eine Zinssenkung vornehmen. Im nächsten Jahr werden sich nach Ansicht des Experten die Zinserleichterungen fortsetzen, die selbst den deutschen Konjunkturschmerz linderten. Halver resümierte: „Überhaupt, deutsche Unternehmen sind weltweit in puncto Produktion und Absatz hervorragend diversifiziert und werden Standortverlagerungen weiter vorantreiben, sodass sie von nüchternen deutschen, aber auch europäischen Rahmenbedingungen immer weniger betroffen sind.“

Kritiker: Schon sehr viele Vorschusslorbeeren am Aktienmarkt verteilt

Die Optimisten am Aktienmarkt zeichnen gern, in Anlehnung an ein englisches Märchen, ein sogenanntes Goldlöckchen-Szenario. In dieser nahezu idealen Welt ist das Wachstum robust, die Zinsen niedrig und die Inflation nur mäßig. Zuletzt war das 2017 der Fall.

Doch es gibt in der aktuellen Lage auch mahnende Stimmen. Kritiker weisen darauf hin, dass am Aktienmarkt schon sehr viele Vorschusslorbeeren verteilt wurden. Denn in die Kurse wurde nicht nur eine gehörige Portion Konjunktur-Optimismus, sondern auch die vage Hoffnung auf erkleckliche Gewinne rund um das Boom-Thema Künstliche Intelligenz eingepreist. Manchen Experten ist damit schon mulmig zumute, gerade auch mit Blick auf die Probleme der für Deutschland wichtigen Auto- und Chemiebranche.

Experte: „Bei Aktien ist die Luft nun äußerst dünn“

„Bei Aktien ist die Luft unseres Erachtens nun äußerst dünn geworden“, mahnen die Experten der Privatbank Metzler. Fundamental lasse sich die Entwicklung kaum noch rechtfertigen, so zumindest die Haltung vieler Aktienanalysten, die die eingepreisten Gewinnzuwächse als übertrieben hoch einschätzten. Ob der DAX vor diesem Hintergrund seine Rekordjagd fortsetzen kann, ist ungewiss – auch vor dem Hintergrund, dass die Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident bevorsteht.

  Hygiene oder Besuch? Was treibt Österreicher wirklich zum Putzen an?

Trump verfolgt …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.