OMV kündigt Gazprom-Vertrag: Warum das für Österreich zum Problem werden könnte

Wirtschaft
Elektrolyseure sollen künftig große Mengen grünen Wasserstoff mit erneuerbarem Strom herstellen

Zwar betont auch Kanzler Karl Nehammer, dass keine Bedrohung für Privat- und Geschätfskunden bestehe. Energieexperte Benigni warnt aber dennoch.

Bei Österreichs zukünftiger Gasversorgung herrscht momentan etwas Ungewissheit. Die OMV hat am Mittwoch ihren Liefervertrag mit Gazprom gekündigt. In wenigen Tagen könnte die Ukraine außerdem den Transit für russisches Erdgas Richtung Österreich stoppen. Die bisher wichtigste Versorgungsroute wäre damit unterbrochen.

Wie offizielle Stellen von Bundeskanzler Karl Nehammer abwärts betonen, werde das keine unmittelbare Bedrohung für Privat- und Geschäftskunden darstellen. Die heimischen Speicher seien prall gefüllt. Zu sehr in Sicherheit wiegen sollte man sich deswegen aber nicht, sagt Energieexperte Johannes Benigni. 

Er vermisst einen großen Plan, wo Energie künftig herkommen soll und warnt davor, dass große Probleme auf das Land zukommen könnten.

Versorgungslücke durch Elektrifizierung

Erdgas ist heute noch in vielen Bereichen unverzichtbar, etwa für das Heizen von Gebäuden, für Industrieprozesse und für die Stromerzeugung. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist voll im Gange. Zu Zeiten mit wenig Produktion aus Wasser-, Wind- und Solarkraft muss nach wie vor Gas einen großen Teil der Stromversorgung decken. In den kommenden Jahren soll Österreichs Stromverbrauch stark steigen. Im Bemühen, von fossilen Rohstoffen weg zu kommen, wird die Elektrifizierung vorangetrieben, etwa durch E-Autos statt Verbrennern und Wärmepumpen statt Öl- oder Gasheizungen.

Für die Energieversorgung bis ins Jahr 2030 gibt es einen genauen Fahrplan, bis 2040 wird sich jedoch eine Versorgungslücke auftun, für die es keine konkreten Pläne gibt. Bei Strom könnte diese Lücke laut Berechnungen des Wirtschaftsministeriums 50 bis 110 Terawattstunden betragen. Zum Vergleich: Der heimische Stromverbrauch lag 2023 bei 61,08 TWh. Solar- und Windkraft – auf denen die größten Hoffnungen ruhen – können kaum so sehr ausgebaut werden, um diese Lücke vollständig zu schließen. Es muss Importe geben.

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Jeder Staat muss schauen, wo er bleibt

Durch Klimaschutzbemühungen werde es anderen Ländern kaum besser als Österreich ergehen, sagt Benigni. „Jedes Land hat sich sein Energieportfolio zur Brust genommen. Überall wird darauf geachtet, CO2-Emissionen zu senken und dennoch seinen Energiebedarf zu decken.“ Vielerorts werde Atomkraft als Lösung gesehen, manche Länder kommen durch eigene reichhaltige Vorkommen andererseits nicht von Kohle weg. Für saubere Energie als knappes Gut werde „überall ein gewisser Nationalismus einkehren“, ist Benigni überzeugt.

APA/AFP/JOHN MACDOUGALL / JOHN MACDOUGALL

Elektrolyseure sollen künftig große Mengen grünen Wasserstoff mit erneuerbarem Strom herstellen

„Wunderwuzzi“ Wasserstoff fehlt das Gesamtkonstrukt

Die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und dessen Speicherung soll laut der öffentlichen Debatte viele Probleme lösen. Das Gas habe laut Benigni eine „Wunderwuzzi“-Rolle, seine Herstellung sei allerdings sehr energieaufwendig. Rund um Wasserstoff gibt es derzeit sehr viele Projekte, von der Produktion bis zur Infrastruktur. Woran es mangle, sei allerdings ein „Market Maker“, eine Stelle, die all die fragmentierten Pläne verbindet.

„Im Gasmarkt war es immer so: Man hatte einen Produzenten wie Katar, der seine Fördermengen erhöhen wollte. Bevor sie das gemacht haben, wurden Lieferverträge abgeschlossen, Schiffe reserviert. Erst als all das geklärt war, haben sie gebohrt. Keiner der Beteiligten hat Interesse an irgendeinem Risiko. So funktioniert die Energieindustrie. Mit Wasserstoff haben sie nur Risiko.“

Hoffnungslosigkeit wegen fehlendem Plan

Es gibt Ideen dazu, wo Wasserstoff künftig in großen Mengen produziert werden soll, etwa …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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