Infineon-Chefin Herlitschka: „Neue Regierung muss an Wettbewerbsfähigkeit arbeiten“

Wirtschaft

Österreich-Tochter des Halbleiterkonzerns mit Umsatzminus und Ergebniseinbruch im abgelaufenen Geschäftsjahr. Hoffnung auf KI und Stromspar-Chips.

Die Österreich-Tochter des deutschen Halbleiterkonzerns Infineon bekam die Auftragsflaute im abgelaufenen Geschäftsjahr voll zu spüren. Der Umsatz fiel um 15 Prozent auf 4,76 Mrd. Euro, der Gewinn vor Steuern schrumpfte um über 80 Prozent auf 151 Mio. Euro. Infineon-Austria-Vorstandschefin Sabine Herlitschka sprach bei der Bilanz-Pressekonferenz von einem „anspruchsvollen Geschäftsjahr 2024“. 

Die Folge der schwachen Konjunktur ist ein konzernweiter Sparkurs, im Zuge dessen Forschungsstandorte gebündelt und – wie bereits bekannt – 380 Mitarbeitende bis Ende 2026 abgebaut werden sollen. „Stand jetzt“ seien keine weiteren Personalanpassungen geplant, so Herlitschka. Aktuell beschäftigt Infineon Austria rund 6.000 Mitarbeitende, um 100 mehr als vor einem Jahr. Rund 2.500 Personen sind in der Forschung und Entwicklung tätig. 

Werksauslastung bei 70 bis 75 Prozent

Die Produkte von Infineon Austria seien schon früh von der Marktabschwächung betroffen gewesen, sagte Finanzvorstand Jörg Eisenschmied bei der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag. Die Investitionen seien angesichts der schwachen Nachfrage um die Hälfte auf 322 Mio. Euro gekürzt worden. Die Auslastung des Werkes in Villach liege derzeit nur bei 70 bis 75 Prozent. Infineon nutze die Situation, um Lagerbestände aufzubauen. Denn wenn dann der Aufschwung komme, müsse man sehr schnell reagieren können, auch um Marktanteile dazuzugewinnen.

Hoffnung auf Stromspar-Chips

Kurzfristig, bei einem noch gedämpften Ausblick für 2025, ist es vor allem das rasante Wachstum bei Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz, das Infineon zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt. Das Umsatzpotenzial für Infineon mit KI liege 2025 bei 500 Mio. Euro und in zwei Jahren bei einer Milliarde Euro, so Eisenschmied. 

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Wie groß das Potenzial für stromsparende Chips sei, zeigen Prognosen, wonach der Strombedarf von Datencentern von 2 Prozent des weltweiten Bedarfs im Jahr 2022 bis 2030 auf 7 Prozent des weltweiten Strombedarfs steigen dürfte. Das entspreche dem Energiebedarf von ganz Indien, verglich Herlitschka. „Jedes Zehntelprozent, das man hier einsparen kann, hat riesigen Impact“, auch auf den CO2-Ausstoß. Die Infineon-Österreich-Chefin sieht einen „Paradigmenwechsel“, wo die Energieeffizienz von Computerchips in den Vordergrund rücke.

Innovationen mit dünnen Halbleitern

Die im Laufe des Jahres vorgestellten Neuerungen mit besonders dünnen Halbleitern, Siliziumkarbid-Halbleitern beziehungsweise mit Halbleitern aus Galliumnitrid ermöglichen deutliche Stromeinsparungen, was bei den stromfressenden KI-Anwendungen besonders wichtig sei. In vier bis fünf Jahren rechnet Infineon damit, dass die Galliumnitrid-Halbleiter in ausreichenden Mengen hergestellt werden, dass sie auch bei den Kosten am Niveau von Standard-Siliziumchips liegen.

InfineonAppell an neue Regierung: „Großer Reformbedarf“ 

An die künftige Regierung appelliert Herlitschka, endlich in Sachen Wettbewerbsfähigkeit tätig zu werden. „Da liegt ein großer Reformbedarf auf dem Tisch und es sind strukturelle Verbesserungen nötig“, so die Vize-Chefin der Industriellenvereinigung (IV). Unternehmen seien zwar mit einem Staat nicht vergleichbar, aber so wie Unternehmen müsse auch die Regierung an der Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Zahlreiche Rankings würden zeigen, wie der Standort Österreich zuletzt abgerutscht sei.

Als Beispiele nennt sie vor allem die hohen Energie- und Personalkosten. „Eine Steigerung von 25 Prozent bei den Lohn- und Gehaltskosten zahlt kein Kunde“. Bei den Lohnstückkosten verliere Österreich auch gegenüber Deutschland oder Italien massiv an Wettbewerbsfähigkeit. In Summe sei Österreich ein Hochsteuerland, „wir haben kein Einnahmenproblem, wir haben ein Ausgabenproblem“. 

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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