Studie widerlegt den Mythos vom „armen“ Kassenarzt

Politik

Kassenärzte verdienen knapp doppelt so viel wie Wahlärzte. Enorme Unterschiede zwischen den verschiedenen Fächern.

2012 war für das heimische Gesundheitssystem ein Jahr mit hoher Symbolkraft: Erstmals überschritt damals die Zahl der privaten Wahlärzte jene der Kassenärzte. Mittlerweile ist sie auf knapp 12.000 geklettert, während die Zahl der Kassenärzte bei rund 8.000 stagniert. 

Es sind aber keineswegs die besseren Verdienstmöglichkeiten, die seit Jahren so viele Ärzte in die Privatmedizin abwandern lassen. Das belegt eine aktuelle Studie des IHS im Auftrag des Dachverbands der Sozialversicherungsträger. 

Demnach verdienten im Jahr 2022 die Ärzte mit Verträgen bei allen Kassen pro Jahr im Median mit 201.306 Euro knapp doppelt so viel wie Wahlärzte (100.849 Euro). Wobei bei ersteren die Einkünfte in den vergangenen deutlich stärker angestiegen sind. „Frühere Studien zeigen, dass Kassenärzte auch deutlich mehr verdienen als Spitalsärzte. Das bedeutet: Der Job als Vertragsarzt ist höchst attraktiv“, sagt Andreas Huss, Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger.“

Kassenordinationen länger offen

Ein Grund für deren höhere Einkünfte sei aber mitunter schlichtweg der Umstand, dass Kassenärzte aufgrund der Vorgaben ihre Ordination deutlich länger offenhalten und somit mehr Patienten versorgen würden. 

KURIER-Grafik

Was innerhalb der Kassenärzte hervorsticht, sind die großen Einkommensunterschiede abhängig vom Fachgebiet. Ganz unten rangieren demnach die Allgemeinmediziner mit 191.649 Euro, im Spitzenfeld hingegen die eher technischen Fachgruppen wie etwa die Radiologie (385.852 Euro) oder Labormedizin / Pathologie / Physikalische Medizin (590.949 Euro). 

Mehr Geld für Allgemeinmediziner

„Die Zuwendungsmedizin verdient zu wenig“, sagt Huss. Ziel sei es, sie bei den künftigen Honorarverhandlungen tendenziell besser aussteigen zu lassen und im Gegenzug bei den Erhöhungen für die technischen Fächer eher auf die Bremse zu steigen. 

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Die Studie belegt auch die enorme Rolle der Hausapotheken für die Ärzte. „Sie erhöht die Einkünfte um rund 40 Prozent“, rechnet Studienautor Thomas Czypionka vor.

Ins Auge stechen aber auch Stadt-Land-Unterschiede, die man eher nicht erwarten würde. So verdienen Kassenärzte in kleinstädtisch (214.117 Euro) und ländlich geprägten Bezirken (206.902 Euro) mehr als in urbanen Bezirken (190.815 Euro).  Mögliche Erklärung laut Czypionka: Am Land würden die Ärzte mehr höherwertige Leistungen anbieten als ihre Kollegen in den Städten, die mehr Konkurrenz durch Versorgungseinrichtungen hätten, die darauf spezialisiert sind. 

Und: Trotz gleicher Tarife hätten Ärztinnen deutlich geringere Einkünfte als Ärzte. Ein Gefälle, das bei Kassenmedizinern genauso wie bei Wahlärzten auftritt. Dies liege laut Experten daran, dass Frauen eher weniger lukrative Fächer wählen und aufgrund der Kinderbetreuung weniger arbeiten würden.

Warum es so viele Wahlärzte gibt

Doch woran liegt es dann, dass so viele Ärzte lieber Wahlarzt werden? Für Huss gebe es eine Reihe von Vorteilen, die die niedrigeren Einkünfte aufwiegen würden. Etwa die fehlenden Mindestöffnungszeiten, die Kassenärzte einhalten müssen, oder die Möglichkeit, seine Ordination an einem beliebigen Ort zu errichten. 

Um gegenzusteuern, müsse man den Beruf als Kassenarzt attraktiver machen, so Huss. Etwa, indem man dem Wunsch vieler Jungmediziner nachkommt, statt als Einzelkämpfer im Team zu arbeiten. Soll heißen: Gruppenpraxen, Primärversorgungseinheiten und ähnliche Angebote müssten weiter ausgebaut werden.   

300 offene Kassenstellen

Ähnlich sieht man das auch bei der Ärztekammer: „Dass in einem Beruf mit höchstmöglicher Verantwortung samt ständiger Weiterbildungsverpflichtung die Leistung entsprechend bezahlt wird, sollte selbstverständlich sein“, sagt Vizepräsident Edgar Wutscher.

„Die fast 300 offenen …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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