In seinem sechsten Niki-Lauda-Buch lässt Herbert Völker, der Literat unter den Motorjournalisten, die fast 50 Jahre lange Freundschaft zu dem Rennfahrer Revue passieren
Einmal rief Niki Lauda bei Herbert Völker an und fragte, ob er mit ihm nach Italien fliegen will, um einen Ferrari abzuholen. Am Abend wären sie wieder in Wien und würden was essen gehen. Völker hatte Lust und schrieb dann sehr anschaulich auf, wie der Tag verlaufen ist.
Das Reisetempo ist zügig, mit so einem Auto ist man ja bald einmal jenseits der 200 unterwegs, vor allem, wenn am Steuer ein Mann sitzt, der erst vor anderthalb Jahren zum dritten Mal Formel-1-Weltmeister geworden ist. Wie sich das anfühlt, beschreibt Völker folgendermaßen: „Wegen der zwei Turbos ist die Sache kompliziert, man muss sich das so vorstellen: Indianer von links, Indianer von rechts, dazwischen 7.000 fliehende Büffel, hintendran 16 Coyoten, die hecheln und pfeifen. Der Rest geht im Lärm unter.“
Jürgen Skarwan
Auch ein Hut stand dem Kappenträger Niki Lauda nicht schlecht
Guter Draht
Herbert Völker, der jahrzehntelang Chefredakteur der Autorevue war, ist schreiberisch nicht nur unter den Motorjournalisten eine Ausnahmeerscheinung. Seine Texte haben literarisches Niveau, sie sind ebenso fachkundig wie plastisch geschrieben, und unterhaltsam sind sie obendrein.
Im Motorsport hat er sich zwar mehr für Rallyes als für die Formel 1 begeistert; zu Lauda aber hatte er gleich einen guten Draht. Neben unzähligen Artikeln hat Völker im Lauf der Zeit sechs Bücher mit und über Lauda geschrieben; das jüngste trägt den griffigen Titel „Niki“ und erzählt indirekt auch die Geschichte der fast 50 Jahre andauernden Partnerschaft zwischen Lauda und dem Autor, die einander erstmals im Juni 1971, bei einem Formel-2-Rennen in Rouen, begegnet sind.
Aus einem Arbeitsverhältnis wurde Freundschaft. „Es hat damit begonnen, dass wir ein erstes Buch zusammen gemacht haben („Formel 1. Technik und Praxis des Grand-Prix-Sports“, 1975, Anm.), das ist schon einmal was Besonderes“, sagt Völker. „Und wenn sich dann noch herausstellt, dass man eine Hetz dabei hat, ergibt sich eine Freundschaft.“
Lauda, der in seinem ganzen Leben kein Buch gelesen hat und nur ungern SMS schrieb, weil ihm seine haarsträubende Rechtschreibung peinlich war, schätzte Völkers Talent, aus ihren Gesprächen schöne Texte zu machen. Völker imponierte an Lauda dessen Gefühl für Technik, die „Smoothness“, mit der er ein Auto bewegte oder ein Flugzeug sanft auf die Landebahn setzte. Die ungleichen Freunde, der Schönschreiber und das Biest, trafen einander alle paar Wochen, Völker ließ fast immer ein Tonband mitlaufen. „Das war kein Problem, weil er sich darauf verlassen konnte, dass er schlampert reden kann und ich nicht jeden Blödsinn schreibe.“
Essen sind die beiden meist zu Do & Co am Stephansplatz – auch Attila Dogudan war Laudas Freund und Geschäftspartner – gegangen, oder ins Gasthaus Pöschl in der Weihburggasse, wo allerdings oft kein Platz war, weil der Wirt Hanno Pöschl aus Prinzip keinen Stammtisch freihielt („Prominent samma olle“). Zum Frühstück trafen sie sich meist im Café Imperial, Laudas Stammcafé. Warum das Imperial? „Es lag verkehrstechnisch ideal, und natürlich konnte er immer direkt vor dem Hotel parken.“
Juergen Skarwan
Regelmäßig trafen sich Völker und Lauda zum Frühstücken im Café Imperial, …read more
Source:: Kurier.at – Sport