Zweitägiger Verhandlungsmarathon soll VW-Tariflösung bringen

Wirtschaft
Thorsten Gröger und Daniela Cavallo verhandeln für die Seite der VW-Belegschaft um neue Lohntarife

Der kriselnde Autokonzern will 10 Prozent Lohnkürzung durchbringen, die Gewerkschaft verhandelt um eine Beschäftigungsgarantie.

Mit einem zweitägigen Verhandlungsmarathon wollen der kriselnde deutsche Autogigant VW und die dortige Gewerkschaft IG Metall kommende Woche versuchen, den Tarifstreit bei Volkswagen doch noch vor Weihnachten beizulegen. Beide Seiten wollen am Montag erneut zusammenkommen – und notfalls auch den Dienstag anhängen. Von einer echten Annäherung sprechen beide bisher jedoch nicht.

Verhandlungen ab Montag in Hannover

Beide Seiten treffen sich dieses Mal nicht am VW-Stammsitz in Wolfsburg, sondern in einem Hotel im norddeutschen Hannover. Beginnen soll die fünfte Runde der Verhandlungen am Montag um 11.00 Uhr. Wie lange sie gehen wird, ist nach Angaben der IG Metall nicht abzuschätzen – nicht mal hinsichtlich des Tages.

Volkswagen fordert wegen der Konzernkrise von den Mitarbeitern eine zehnprozentige Lohnkürzung und will zudem diverse Boni sowie Zulagen streichen. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sind weiter angedroht. Die IG Metall fordert hingegen den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 Mitarbeiter. Dauerhafte Einschnitte beim Monatslohn lehnt sie ab.

Verbale Abrüstung im Vorfeld

Zumindest verbal hatten beide Seiten bei der vorangegangenen Tarifrunde spürbar abgerüstet. VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel sprach nach sieben Stunden Verhandlung von konstruktiven Gesprächen und Fortschritten in der Diskussion. Verhandlungskreisen zufolge wurde erstmals ernsthaft verhandelt, statt nur festgefahrene Positionen auszutauschen.

Auch IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger berichtete von einem deutlich konstruktiveren Gesprächsklima. Beide Seiten betonten aber, inhaltlich liege man noch weit auseinander. „Die Atmosphäre unserer jüngsten Gespräche kann man vielleicht am ehesten als „bedingt gestaltungsbereit“ beschreiben“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die für die IG Metall mit am Verhandlungstisch sitzt.

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APA/AFP/RONNY HARTMANN / RONNY HARTMANN

Thorsten Gröger und Daniela Cavallo verhandeln für die Seite der VW-Belegschaft um neue Lohntarife

Drohung mit weiteren Warnstreiks

Zugleich droht die IG Metall: Sollte es vor Weihnachten keine Einigung geben, behalte sie sich vor, die Warnstreiks im neuen Jahr deutlich auszuweiten. „Nun heißt es: Entweder wird kurz vor Weihnachten seitens des Unternehmens die Weiche richtig gestellt, oder wir laufen 2025 in eine massive Eskalation“, sagte Gröger.

Bereits die vergangene Tarifrunde war von einem erneuten Warnstreik an neun der zehn deutschen VW-Standorte begleitet worden. Laut IG Metall beteiligten sich insgesamt 103.000 Beschäftigte an dem inzwischen zweiten Ausstand. VW sprach dagegen nur von 55.000 Teilnehmern, die bei der Arbeitsagentur gemeldet wurden. Die Gewerkschaft erklärte die Abweichungen mit unterschiedlichen Ansichten über die Meldepflicht von Warnstreikteilnehmern.

Einigung noch vor Weihnachten?

Kommt es nun zum Durchbruch? „Eine Beschleunigung der Verhandlungen vor Weihnachten könnte mehr Bewegung in die verfahrene Situation bringen“, sagt Branchenexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover. Eine Einigung vor Weihnachten sei angesichts der noch „meilenweit auseinanderliegenden“ Positionen aber nur schwer vorstellbar.

„Allerdings geht es manchmal dann doch schnell“, fügt Schwope hinzu. Vorstellbar sei etwa eine Reduzierung der Arbeitszeit auf eine Vier- oder Viereinhalb-Tage-Woche. Mit einer ähnlichen Lösung war bei VW 1993 schon einmal ein massiver Stellenabbau verhindert worden.

Weihnachten erhöht Druck für Konfliktlösung

Das nahende Weihnachtsfest hat bei VW bereits in der Vergangenheit wiederholt den Druck erhöht, Konflikte vorher beizulegen. Vor einem Jahr einigten sich Konzern und Betriebsrat am 19. Dezember nach monatelangem Ringen auf Eckpunktes eines ersten Effizienzprogramms. Schnell erwies sich dieses …read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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