Die wirtschaftliche Erholung schreitet voran, aber bei den Menschen ist davon noch zu wenig angekommen. Das will die Regierung jetzt ändern
Entwickelt sich Griechenland von Euro-Sorgenkind zum neuen Musterschüler? Nun ja, die Wirtschaft läuft wirklich überraschend gut.
Betrachtet man etwa die Einnahmen im Tourismus, die mit 22 Milliarden Euro wieder zehn Prozent über dem bisherigen Rekordjahr 2023 liegen, ist man gewillt an den Musterschüler zu glauben. Man gewinnt diesen Eindruck auch, wenn man sich das Budget Athens für 2025 ansieht, das einen Überschuss von 13,5 Milliarden aufweist. Selbstredend beeindruckt auch das Wirtschaftswachstum von mehr als zwei Prozent. In Österreich schrumpft die Wirtschaft schon zwei Jahre lang.
Hohe Arbeitslosigkeit
Doch die Antwort für Griechenland muss differenzierter ausfallen. So schreitet die wirtschaftliche Erholung voran, doch zu wenig ist davon bei den Menschen angekommen. Sie stöhnen unter den stark gestiegenen Lebenserhaltungskosten und Mietpreisen.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Griechenland liegt noch immer unter der Hälfte des EU-Durchschnitts. Die Arbeitslosigkeit ist hinter Spanien die zweithöchste in Europa. Und auch wenn er schrumpft, so sitzt das Land noch immer auf dem höchsten Schuldenberg Europas – weit vor Italien und Frankreich.
Und dennoch ist der konservative Regierungschef Kyriakos Mitsotakis anders als viele seiner EU-Kollegen in der glücklichen Lage, etwas verteilen zu können. Seine Regierung will 2025 fast vier Milliarden Euro für soziale Verbesserungen ausgeben. Nach landesweiten Streiks und Demos werden Pensionen und der Mindestlohn erhöht, fallen Bankgebühren und werden Schulen gebaut.
Gleichzeitig erhöht Athen die Militärausgaben massiv. Der am Sonntag verabschiedete Haushalt sieht für 2025 Ausgaben in Höhe von 6,1 Milliarden Euro vor – fast doppelt so viel wie noch 2019. Neben dem Ankauf von Kampfjets, Fregatten, U-Booten und intelligenten Waffen soll auch ein Schutzschild zur Abwehr von Drohnen und Raketen aufgebaut werden.
kurier-grafikTeil der Hilfen
Und, nicht unwesentlich: Athen kann im kommenden Jahr neuerlich einen Hilfskredit an seine Euro-Partner über fünf Milliarden Euro vorzeitig zurückzahlen. 25 der 280 Milliarden an Rettungskrediten aus der Finanzkrise werden dann zurück geflossen sein.
Source:: Kurier.at – Wirtschaft