Düstere Wolken über der Premiere von Neil Simons „Sonny Boys“ am Donnerstagabend mit Herbert Föttinger und Robert Meyer.
Der umfassende Bericht der Rechtsanwaltskanzlei Dorda über Vorkommnisse im Theater in der Josefstadt und allfällige Verfehlungen von Direktor Herbert Föttinger soll, wie man hört, alles andere denn harmlos ausgefallen sein. Aber der Aufsichtsrat (samt Stiftungsvorstand) äußerte sich bis dato nicht: Man wollte keine düsteren Wolken über der für Donnerstag angesetzten Premiere von „Sonny Boys“ mit Föttinger und Robert Meyer.
In dieser Neil-Simon-Komödie müssen zwei einst erfolgreiche Komiker erkennen, „dass die Zeit in ihrem Metier nicht stehen geblieben ist“ – und dass sie „endgültig zum alten Eisen“ gehören, so die Ankündigung der Josefstadt.
Aber auch am Freitag (20. Dezember) wird es keine Pressekonferenz mit dem Kontrollorgan geben: Das Theater kündigte lediglich für die Mittagszeit eine Aussendung mit „Informationen unsererseits, den Untersuchungsbericht von Dorda und die Ableitungen des Stiftungsvorstandes“ an.
Beredtes Schweigen
Auf Nachfrage hieß es, dass tatsächlich der Untersuchungsbericht veröffentlicht werde. Das wäre erstaunlich. Zuletzt wollte man nur eine „Executive Summary“ veröffentlichen, in der es weniger um die „lückenlose“ Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern in erster Linie um Maßnahmen für die Zukunft geht. Das Schweigen zu den Vorwürfen – Dorda soll den Bericht bereits vor etlichen Tagen übergeben haben – nährt unterdessen die Gerüchte. Die Taktik sei es, so sagt man, die eineinhalb Jahre bis zum Vertragsende von Föttinger möglichst ohne gröbere Konflikte über die Bühne zu bringen. Marie Rötzer, die designierte Nachfolgerin, soll möglichst früh eingebunden werden.
Es könne auch sein, dass sich der „Playing Captain“ nicht mehr selbst als Regisseur beauftragt. Um zu verhindern, dass Ensemblemitglieder gedemütigt werden (die Figuren von Frauen sollen ausstalliert worden sein, Männern sei unterstellt worden, „keine Eier“ zu haben). Ob der „sexistischen Sprache“, der sich Föttinger bedient hätte, ist sicher der „Code of Conduct“ ein wichtiges Instrument. Bei den Bundestheatern gibt es einen solchen Verhaltenskodex auf Betreiben von Christian Kircher, dem Chef der Holding, schon seit Jahren.
In der Josefstadt dürfte er jedoch lange Zeit verhindert worden sein, da er auch für hausfremde Regisseure gelten sollte. Dies legt jedenfalls eine Zeugenaussage nahe: Der Entwurf wäre im Sommer 2021 wutschnaubend ins Lächerliche gezogen worden. Ein Künstler müsse übergriffig sein dürfen, so das Argument. Unterzeichnet wurde der „Code of Conduct“ daher erst vor ein paar Monaten – als es bereits brannte.
Source:: Kurier.at – Kultur