Ein Kuschelpferd rettet Weihnachten

Kultur

In „Der allergrößte Wunsch“ geht es ums Schenken, um die Konsumgesellschaft – Themen, die zu Weihnachten Hochsaison haben. Ein Gespräch mit Mirko Kraetsch, der das Buch übersetzt hat.

Weihnachten heißt Wünschen. Manche Briefe ans Christkind sind anspruchsvoll, utopisch, erfordern einen Sechser im Lotto. Andere sind weniger kostenintensiv – vielleicht sogar gratis. Dass auch ein kleines Plüschpferd ein großes Weihnachtswunder bewirken kann, zeigt ein aus Tschechien stammendes Kinderbuch mit dem Titel „Der allergrößte Wunsch“, das Mirko Kraetsch für den in Wien ansässigen Achse Verlag auf Deutsch übersetzt hat.

Mit dem Berliner, der Literatur aus dem Tschechischen und Slowakischen übersetzt, hat der KURIER über die Botschaft des Buchs gesprochen und ihn um ein paar Ratschläge, was das Schenken betrifft, gebeten. 

Er reagierte darüber zwar etwas überrascht, antwortete aber pragmatisch mit einem Augenzwinkern: „Ob man es als alleinerziehender Elternteil schafft, mit zwei pubertierenden Kindern, dem pflegebedürftigen Vater in der Nachbarwohnung, einem aus dem Tierheim erlösten, aber völlig unerzogenen Hund, einer eigentlich zu kleinen, aber trotzdem viel zu teuren Wohnung und der im neuen Jahr anstehenden Umstrukturierung am Arbeitsplatz auch noch so viel Zeit und Muße aufzubringen, sich die guten Ratschläge eines Literaturübersetzers zu Herzen zu nehmen, das steht in den Sternen, die so lieblich am Weihnachtshimmel funkeln.“

KURIER: Anders gefragt: Welche Botschaft sollte am Ende des Buches bei den jungen Leserinnen und Lesern ankommen sein?

Mirko Kraetsch: Ich finde solche Bücher gut – und wichtig! –, die beim Publikum das eigene Denken anregen. Ester Stará vermittelt ihre „Botschaften“ in diesem Buch ganz beiläufig, was mir gefällt. Man kann sich vorstellen, wie sich so ein Spielzeug als Massenware selber fühlt, und erfährt, dass auch die Unmengen an Leuten, die wie in diesem Beispiel in China arbeiten und für uns hier anonym bleiben, alle Individuen mit eigenen Lebensgeschichten, Sorgen und Hoffnungen sind. Das kommt im Buch gut zum Ausdruck.

  Und so erging es ihm wie Ikarus

Weihnachten ohne Geschenke. Ist das überhaupt noch vorstellbar?

Nein. Weihnachten ist ja heute vor allem dadurch definiert, dass alle Menschen allen anderen etwas schenken sollen. So wie früher heidnische Feiertage von den christlichen Festen „okkupiert“ wurden (Ostern etwa), so ist das christliche Weihnachtsfest inzwischen von der weltweiten Ökonomie determiniert. Dadurch ist es ja auch für Menschen mit völlig unterschiedlichen kulturellen oder religiösen Hintergründen anschlussfähig. Und wenn eben, mal stark vereinfacht gesagt, die Mehrheit glaubt, der Sinn von Weihnachten sei, dass man Geschenke bekommt (eventuell auch welche macht), dann wäre es ohne Geschenke ja völlig sinnlos. Oder? Das kann man schade finden. Nützt bloß nix.

„Möge das in Erfüllung gehen, was du dir am allermeisten wünschst“, ist zu Weihnachten immer wieder zu hören. Sollte man Kindern überhaupt solche Versprechungen machen?

Aber „möge“ ist doch kein Versprechen. Es ist eine Hoffnung. Es kann klappen oder auch nicht – das ist eine wichtige Botschaft für den Weg durchs Leben, finde ich. Und zu Weihnachten kann man doch einmal solche nützlichen Weisheiten unter die Nachkommenschaft bringen, oder? Im besten Fall verbringt man eine Menge Zeit mit der Familie. Nun zu den Versprechungen: Kindern – und Menschen generell – Versprechungen zu machen, ist eine heikle Angelegenheit. Das sollte man sich …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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