Der Motorradhersteller kann die Sanierung nicht allein stemmen. Dem Vernehmen nach wollen die Investoren 300 bis 750 Millionen Euro Liquidität für KTM bereitstellen.
Die Sanierung des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM AG und seiner beiden Töchter KTM Components und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Immerhin wurde am Freitag im Rahmen einer Berichtstagsatzung und Gläubigerversammlung am Landesgericht Ried im Innkreis entschieden, dass alle drei Unternehmen fortgeführt und die Eigenverwaltung aufrecht bleibt. Das berichtete Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze vom KSV1870.
„Es wurde bestätigt, dass der Schuldnerin weiterhin die Eigenverwaltung zusteht“, ergänzt Stefan Weber von Creditreform. „Die Zahl des zur Sanierung notwendigen Mitarbeiterabbaus wird aber von ursprünglich geplanten 500 Mitarbeitern auf voraussichtlich unter 300 in allen drei insolventen Unternehmen reduziert.“
Dezember-Gehälter
„Der Sanierungsverwalter hat ausdrücklich hervorgehoben, dass die Löhne und Gehälter der Dienstnehmer für Dezember bezahlt werden können“, so Cornelia Wesenauer vom AKV. Dem Vernehmen nach sei die Finanzierung der Fortführung zumindest bis zur nächsten Tagsatzung am 24. Jänner 2024 gesichert. Fakt ist aber auch, dass die Produktion bis zumindest Ende Februar 2025 gestoppt ist.
Da zugleich die Zahlungsflüsse zu diversen KTM-Töchtern versiegen könnten, können weitere Insolvenzen von KTM-Tochterfirmen nicht ausgeschlossen werden. Bis zur Sanierungsplantagsatzung am 25. Februar muss die KTM AG offenlegen, wie sie die 30-prozentige Quote (550 Millionen Euro) finanzieren wird. „Bereits die ersten Überprüfungen haben gezeigt, dass die insolventen KTM-Gesellschaften mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sein werden, die notwendigen Mittel zur Erfüllung der angebotenen Quoten aus eigenen Mitteln zu bedienen“, so der AKV. Eine Sanierung wird daher den Einstieg eines Investors bedingen. So hat die KTM-Mutter Pierer Mobility die Investmentbank Citigroup beauftragt, eine Investorenlösung auf die Beine zu stellen.
300 bis 750 Millionen Euro
Demnach sollen drei Investoren Interesse an KTM signalisiert haben. „Dem Gericht wurden drei Absichtserklärungen von Interessenten vorgelegt, die ihre Bereitschaft erklärt haben, der KTM Gruppe über die Konzernmutter Pierer Mobility AG frisches Kapital zuzuführen. Dieses Kapital würde zur Erfüllung des Sanierungsplanes der KTM AG herangezogen werden“, heißt es weiters. Unter den potenziellen Investoren ist der KTM-Partner Bajaj aus Indien, ein anderer KTM-Partner aus China und ein Finanzinvestor aus Hongkong.
Dem Vernehmen nach wollen die Investoren 300 bis 750 Millionen Euro Liquidität für KTM bereitstellen.
Bis zur nächsten Tagsatzung Ende Jänner 2025 könnten bereits erste unverbindliche Angebote vorliegen. Indes haben die Gläubigerbanken offenbar kein Vertrauen mehr in KTM-Boss Stefan Pierer. Wie durchgesickert ist, wird er für die aktuelle Situation bei KTM mit rund zwei Milliarden Euro Schulden verantwortlich gemacht. Es wird daher sein Rückzug gefordert. Der Ärger kommt nicht von ungefähr, sind doch Banken mit rund 1,28 Milliarden Euro unbesicherten Verbindlichkeiten die größte Gläubigergruppe.
Abverkauf geplant
Weiterhin unklar ist aber, ob und welchen finanziellen Beitrag Stefan Pierer zu möglichen Rettung von KTM leistet. Offen ist auch, wie und wann die Überproduktion an gelagerten 130.000 Motorrädern ablaufen soll.
Fakt ist, dass der renommierte Sanierungsverwalter Peter Vogl alles unternimmt, um Geld in die leeren Kassen von KTM zu spülen. So ist er gerade dabei, den 50,1 Prozent-Anteil von KTM am italienischen Premium-Motorradbauer MV Augusta, den 100 Prozent-Anteil an der MV Augusta Services und den 49-Prozent-Anteil …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft