Ein Licht aus der Dunkelheit: Die Fotografin Michaela Bruckmüller

Kultur

Die Künstlerin schafft exquisite Bilder, die die Möglichkeit, das Schöne festzuhalten, zugleich zeigen und hinterfragen

Es war 2006, als Michaela Bruckmüller die Nacht entdeckte. Die Fotografin, die ihre künstlerische Arbeit wegen Anforderungen des Erwerbslebens oft in die Nachtstunden verlagern musste, stand da in ihrem burgenländischen Garten und wurde sich so richtig bewusst, wie Insekten in der Finsternis anders schwirren, wie manche Blumen ihre Blütenblätter offen behalten, kurz: wie sich die Welt anders verhält. Aber konnte man das auch fotografieren?

„Erst durch die Abwesenheit von Licht habe ich Licht richtig verstanden“, erklärt Bruckmüller. Der Weg der „Perfektionistin“ (Eigendefinition) führte in der Folge zu einem ästhetisch faszinierenden Bildrepertoire, das sich über lange Zeit entwickelte, zuletzt aber durch Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus („Wunderkammer“) und der Galerie Nikolaus Ruzicska in Salzburg (bis 15. 1.) in den Fokus rückte. Mit einer präzisen fotografischen Methode und penibler Ausarbeitung auf mattem Papier gelingen Bruckmüller Bilder, in denen sich Motive aus dem Dunkel herausschälen und doch das Geheimnis dessen behalten, was abseits des Lichts passiert.

Michaela Bruckmüller/Galerie Nikolaus RuzicskaLichtpunkte

Bruckmüllers Fotografien, stets als Serien angelegt, haben zweifellos einige ästhetische Verwandte in der Kunstgeschichte – von den punktuell erleuchteten Gemälden des Barockgenies Caravaggio über holländische Blumenstillleben des 17. und 18. Jahrhunderts bis zu den exquisiten Pflanzenstudien eines Karl Blossfeldt oder Robert Mapplethorpe reicht das Referenzspektrum. Doch Bruckmüllers Bilder sind eben keine Gemälde, sondern in erster Linie Erkundungen des fotografischen Mediums – und seiner Fähigkeit, Dinge zu erfassen und festzuhalten.

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Foto-Synthese

„Pflanzen wurzeln im Dunkeln und brauchen das Licht – sie sind der Prototyp des bestmöglich fotografierbaren Objekts“, erklärt Bruckmüller, die in früheren Phasen ihrer Laufbahn vor allem Porträts anfertigte, ihre Motivwahl. In ihrem Tagesjob war die gebürtige Oberösterreicherin mehrere Jahre als Reproduktionsfotografin für Kunstwerke in den Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein tätig. Dort hatte sie einst vor einem Blumenstillleben von Ferdinand Georg Waldmüller ein überwältigendes Erlebnis. „Ich war lange mit diesem Bild in einem Raum und dachte: Wie kann es sein, dass so etwas Schönes, Lebendiges nach so langer Zeit noch präsent sein kann?“, erzählt sie.

Michaela Bruckmüller/Galerie Nikolaus Ruzicska

In der Stilllebenmalerei wurde die Gewissheit, dass alles Materielle einmal vergehen und verblassen muss, immer schon ins Bild gefasst: Pflanzen, Blumen und Früchte wurden gern im Zustand des Vergammelns gezeigt, Raupen und Schmetterlinge – die im Übrigen auch in Bruckmüllers Bildern auftauchen – nährten symbolisch die Hoffnung auf Wiedergeburt in neuer Form.

Auch die Fotografie trägt die Melancholie immer schon als Wesensmerkmal in sich: „Ich lese gleichzeitig: das wird sein und das ist gewesen (…) Was mich besticht, ist die Entdeckung dieser Gleichwertigkeit“, schrieb der französische Kulturwissenschafter Roland Barthes in seinem Fototheorie-Klassiker „Die helle Kammer“.

Entschleunigtes Licht

Obwohl wir heute mehr denn je Personen, Dinge und Momente ins Bild bannen, hegt Bruckmüller doch auch Zweifel an der Fähigkeit der Fotografie, Bleibendes zu schaffen. Und so bürstet sie ihr Medium gegen den Strich, entschleunigt es – etwa mit Langzeitbelichtungen, in die sie, fast wie eine Malerin, ganz gezielt und subjektiv Lichtpunkte setzt.

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Michaela Bruckmüller/Galerie Nikolaus Ruzicska

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Source:: Kurier.at – Kultur

      

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