Tex Rubinowitz: „Der Lauteste hat unrecht“

Kultur

Der Autor und Zeichner hat mit „Dreh den Mond um“ ein neues Buch veröffentlicht. Es ist eine Wunderkammer seltsamer Volten und Welten. Ein Dialog über Musik, Melancholie und Mäuse.

Der in Wien lebende Autor und Zeichner Tex Rubinowitz liefert in seinem neuen Buch „Dreh den Mond um“ (Ventil Verlag) 21 Geschichten, in denen er als Ich-Erzähler in die Leben von anderen Künstlern, Musikern und Schriftstellern eintaucht. Er reist durch Raum und Zeit, teilt Geheimnisse und beleuchtet historische Fakten in neuem Licht. So begleitet er beispielsweise Marvin Gaye in Belgien beim Schreiben von „Sexual Healing“ oder erklärt Ludwig Wittgenstein zum Erfinder des Smileys. 

Das Buch könnte man als crazy bezeichnen. Das ist jetzt positiv gemeint. Es ist eine Sammlung von schrägen Geschichten und launigen Anekdoten, in denen der Autor das Absurde hochleben lässt.

KURIER: Was sieht man, wenn man den Mond umdreht?

Tex Rubinowitz: Eine Platte von Pink Floyd.

Drehen wir das Buch um: Wenn Sie den Klappentext dafür verfassen müssten, wie würde er lauten?

Unzuverlässige Reisen durch Zeit und Raum, hinter jeder Tür eine weitere Tür in eine Wunderkammer seltsamer Volten und Welten. Und Udo Jürgens.

Hängen die 21 Geschichten in Ihrem Buch in irgendeiner Weise zusammen?

Gerade Zahlen machen mich nervös wie eine Katze in einem Raum voller Schaukelstühle. Die Geschichten hängen insofern zusammen, dass durch sie die handelsüblichen Geschichtsbücher eine Art Fußnote oder Ergänzung bekommen. Wer weiß schon, dass Ludwig Wittgenstein der Erfinder des Smileys war?

Sie lassen Ihren Ich-Erzähler durch Raum und Zeit reisen – dabei trifft er Marvin Gaye bei einem Kirschbier. Wie kommen Sie auf so etwas?

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Nicht nur das Kirschbier mit einer Soul-Legende im belgischen Ostende. Ich war auch in Helsinki dabei, als 1952 die drei Streifen von einer finnischen Sportartikelmarke (Karhu) zu einer deutschen Sportartikelmarke (Adidas) wechselten, für einen beschämend lächerlichen Preis und sich gleichzeitig die Mumins mit Tom of Finland trafen.

Es kommt im Buch auch zum E-Mail-Verkehr mit Elfriede Jelinek. Haben Sie Frau Jelinek schon einmal persönlich kennengelernt? Wenn nein, was würden Sie Frau Jelinek gerne fragen?

Ich würde mich mit Frau Jelinek über Hendrik Ibsen unterhalten, weil nicht nur sie eine Fortsetzung eines seiner Dramen geschrieben hat („Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte?“), sondern auch ich („Was geschah, nachdem Hedda Gablers Pistole Ladehemmungen hatte?“).

Haben Sie Bedenken, dass Sie eine der im Buch vorkommenden und noch lebenden Persönlichkeiten klagt?

Nein, mich kann man nicht klagen, weil ich selbst nicht klagen kann, dafür war ich einfach zu oft in Klagenfurt, und bin unverletzt und noch stärker als zuvor, und sogar reich beschenkt (Bachmannpreis) aus Klagenfurt zurückgekommen. Ein japanischer Freund von mir sagt immer Kragenfurt, und mir ist auch noch nie der Kragen geplatzt.

Ihr neues Buch liefert nicht nur einige Lacher, sondern hat auch seine melancholischen Phasen.

Melancholie ist einer meiner wirkmächtigsten Treibstoffe, daraus entsteht soviel Energie, weil man ja aus der Trauer irgendwie rauskommen muss, sonst geht man unter und ertrinkt, und diese Strategien sind kreative Prozesse, die mich faszinieren und mich an mir selbst überraschen, „Falling and Laughing“, wie mein Freund Edwyn Collins einmal sehr konzise sang, das ist eigentlich mein lebenslanges …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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