Der Fall Sidlo: Hoch gepokert und alles verloren

Politik

Der ehemalige Finanzvorstand der Casinos Austria Peter Sidlo verlor nach umstrittener Abberufung seinen Job und klagte erfolglos. Heute arbeitet er im Investment-Bereich.

Job weg, Reputation komplett zerstört, Hunderttausende Euro an Gerichts- und Anwaltskosten – kein anderer Manager wurde in der Öffentlichkeit derart zerzaust wie Peter Sidlo. Der 50-jährige Kurzzeit-Finanzvorstand der teilstaatlichen Casinos Austria AG (Casag) hatte hoch gepokert, und alles verloren.  

Der Finanzexperte und damalige Wiener FPÖ-Bezirksrat saß im Generalrat der Österreichischen Nationalbank und interessierte sich für einen Vorstandsjob bei der Casag. Neben der Staatsholding ÖBAG waren die tschechische Allwyn-Gruppe (vormals Sazka) des Milliardärs Karel Komarek und der niederösterreichische Novomatic-Konzern des Selfmade-Industriellen Johann F. Graf die größten Aktionäre. 

Die Neubesetzung des Dreier-Vorstands stand an und jeder Großaktionär schickte seinen Kandidaten. Für die Staatsholding wurde die langjährige Vorständin und ehemalige Stellvertreterin von Sebastian Kurz, Bettina Glatz-Kremsner (ÖVP) wieder bestellt. Allwyn brachte Alexander Labak in Stellung und Sidlo zog im Mai 2019 auf dem Novomatic-Ticket ein. Im Dezember 2019 allerdings warf der Aufsichtsrat unter der Führung von Raiffeisen-Banker Walter Rothensteiner Sidlo fristlos hinaus. 

Bei der WKStA war eine anonyme Anzeige eingegangen, mit dem Vorwurf, Sidlos Bestellung sei Teil eines Deals zwischen der FPÖ und Novomatic um Glücksspiel-Lizenzen. Hinter der Anzeige, die die Handschrift einer Anwaltskanzlei und einer PR-Agentur trägt, wurde Allwyn vermutet, was die Tschechen bis heute bestreiten. Die Justiz begann zu ermitteln. Das war der Beginn der Causa Casag und des Großverfahrens rund um das Ibiza-Video. 

Kampf der Milliardäre

Sidlo musste sich öffentlich permanent den Vorwurf gefallen lassen, als Manager unfähig zu sein und nur wegen des Postenschachers zwischen FPÖ und Novomatic in den Casag-Vorstand gekommen zu sein. 

  Sparpaket: FPÖ und ÖVP präsentieren die Details

Allwyn hielt Sidlo fachlich für nicht geeignet und berief sich auf den Personalberater Egon Zehnder. Glatz-Kremsner dagegen attestierte Sidlo gute Arbeit. Inzwischen war der öffentliche Druck auf die Casag so stark, dass es gar nicht mehr um die Frage ging, ob Sidlo schuldig oder unschuldig sei, sondern, ob er für das Image des Unternehmens noch tragbar sei.

Der blaue Manager hatte das Pech, zwischen die Fronten zweier Milliardäre geraten zu sein.  Allwyn und Novomatic bekriegten einander erbittert um die Vormacht bei der Casag. Ende 2019 zog Novomatic die Reißleine und verkaufte die Anteile an die Tschechen, die heute die Mehrheit haben. Sidlo bekämpfte seinen Rauswurf gerichtlich und klage die Casag auf rund 2,4 Millionen Euro, die ihm bis Ende seines Vorstandsvertrages zugestanden wären. Er verlor allerdings, mit jeweils unterschiedlicher Begründung, durch alle Instanzen, bis zum OGH.   

Die Gerichts- und Anwaltskosten für die Zivilverfahren summierten sich für Sidlo auf 250.000 bis 300.000 Euro, die D&O-Versicherung (für Vorstände und Aufsichtsräte) lehnte eine Kostenübernahme ab. Dazu kommen 100.000 Euro für das Strafverfahren. 

Mit Hofer im Geschäft

Der dreifache Vater jobbt heute als Geschäftsführer der Fleet Boston Investment GmbH, fokussiert auf Investment-Beratungen und Finanzierungen für Unternehmen. Seit November 2024 ist er auch Geschäftsführer der Vitesse Consulting & Management GmbH, einer der Drittel-Eigentümer ist Ex-FPÖ-Chef und Burgenland-Spitzenkandidat Norbert Hofer. Die Firma verkauft Produkte rund um erneuerbare Energien.   

…read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

(Visited 1 times, 1 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.