Die St. Pöltner wollen in Zukunft mit dem Mindset eines Bundesligisten arbeiten. Als erster Schritt ist eine Vereinshymne geplant
Das Stadion hat der SKN in den vergangenen Jahren beinahe leergespielt. Aber das Interesse in St. Pölten ist immer noch groß. Das offenbarte der überraschend volle Sitzungssaal im Rathaus der Landeshauptstadt. Bürgermeister Matthias Stadler, die neue SKN-Spitze und Investor Paul Francis luden rechtzeitig vor dem ersten Testspiel (am Samstag) gegen Rapid zum Meet&Greet. Rund 100 Wirtschaftstreibende, Partner und Lieber-nicht-mehr Sponsoren waren gekommen.
Als Francis mit seiner FC32-Gruppe im Sommer beim Zweitligisten eingestiegen war, dominierte die Skepsis. Ein Australier, der seinen ersten Verein übernimmt, sich und sein Team aber lieber im Hintergrund hält? Kann das besser funktionieren als die von Wolfsburg vorzeitig abgebrochene Kooperation mit dem SKN?
Viele durch Datenscouting herausgefilterte Transfers folgten, dazu ab Oktober mit Tugberk Tanrivermis ein türkischer Trainer, der im Nachwuchs von AS Roma entwickelt und mit der U-18 Meister wurde. Das Geld fließt wie vereinbart, und vor der Winterpause gab es vier Siege in Folge. Selbst Ex-Spieler Stefan Nutz, der aufgrund der Fokussierung auf verkaufbare Talente nicht mehr zum Einsatz kam, lobt den Trainer.
Francis, der gerade an der Übernahme anderer Klubs arbeitet, ist überzeugt: „This is a big team city“, also eine Stadt für einen großen Verein, betonte der frühere Nike-Manager. Herbert Bugl, der Lokalmatador im neuen, siebenköpfigen Vorstand, verriet: „Danke, Paul und FC32 – ohne euch wären wir kein Zweitligist mehr. Wir haben unser Potenzial über Jahre nicht ausgeschöpft.“
Europacup als Fernziel
Im Frühjahr soll es von Platz acht noch nach oben gehen, kommende Saison folgt der Angriff Richtung Aufstieg. Francis fordert, dass „auch das Mindset eines Bundesligisten im Verein etabliert wird. Und eines Tages können wir auch im Europacup mitspielen“.
Dass da einige der Gäste, die schon von vielen (bald wieder verworfenen) SKN-Konzepten gehört hatten, schmunzeln mussten, konnte Francis in seinen Visionen nicht bremsen.
Mit Erfahrung vom 1. FC Köln ist Digitalisierungsexpertin Marion Reichel in den SKN-Vorstand übersiedelt. FC32 wisse, wie sehr einem Verein lokale Verbundenheit und Identität guttun – und dass der SKN auch in diesem Bereich Schwächen hatte, betont sie. Als erster, kleiner Schritt soll eine Vereinshymne entwickelt werden.
Auf große Töne aus der Landesregierung – wie zu Zeiten von Erwin Pröll – darf übrigens nicht mehr gehofft werden. Präsident Helmut Schwarzl erklärt, dass die St. Pöltner wie andere Profivereine aus NÖ gefördert würden. „Nicht mehr und nicht weniger.“
Source:: Kurier.at – Sport