Asmik Grigorians faszinierende Strauss-Interpretationen mit Petr Popelka und den Wiener Symphonikern.
Von Susanne Zobl
In jeder Hinsicht im Zentrum des Konzerts der Wiener Symphoniker im Musikverein stand Asmik Grigorian. Zunächst programmatisch, denn Chefdirigent Petr Popelka stellte ihren Block mit Liedern von Richard Strauss zwischen Gottfried von Einem und Schubert. Das mag seltsam anmuten, ergab aber zumindest im ersten Teil Sinn. Denn Von Einems „Orchestermusik“, op. 9, stimmt mit ihren mächtigen Eruptionen schlüssig auf Strauss’ „Vier letzte Lieder“ ein. Diese Gedichtvertonungen sind seit ihrer Einspielung mit Markus Hinterhäuser als beseeltem Partner am Klavier zum Kernrepertoire dieser unvergleichlichen Sopranistin geworden. Auf Bewährtes verlässt sie sich jedoch nicht. Als würde sie die drei Hesse-Gedichte neu ergründen, intoniert sie jede Zeile mit einer Art Neugier. Ihre Stimme klingt in den Höhen aufregend schön, lässt betörend den Schmerz über den vergehenden Sommer mit dunklen Schattierungen spüren.
Petr Popelka schafft ihr mit den Wiener Symphonikern eine Klangkulisse aus Samt und Gold. Die Fortsetzung mit Strauss-Liedern nach der Pause ist dramaturgisch logisch, denn da folgt auf Düsternis leuchtende Sinnlichkeit. Fulminant und mit besonderem Esprit trägt Grigorian „Cäcilie“ und „Zueignung“ vor. Ihr „Morgen“ wird zum Ereignis. Einfühlsam auch das Konzertmeister-Solo. Nicht leicht, nach diesem Seelen-Gesang und dem Jubel für die Sopranistin, der nicht enden wollte, die Konzentration auf Schubert zu lenken. Die „Unvollendete“ mutete da wie eine Fleißaufgabe an, die es nach diesem Strauss schwer hatte, sich durchzusetzen, wurde aber vom Publikum dankbar aufgenommen.
Source:: Kurier.at – Kultur