Die Ausstellung „Ewiger Frühling. Gärten und Wandteppiche in der Renaissance“ (bis 16. März) zeigt fragile Exponate aus Wien am Herkunftsort in Mechelen.
Der Lenz ist noch nicht da, aber schon Thema einer inspirierenden Kunstreise in die Hochburg der Tapisserieproduktion des 16. Jahrhunderts: Die Ausstellung „Ewiger Frühling“ (bis 16. 3.) zeigt u. a. Schätze aus dem Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) erstmals nach fünf Jahrhunderten an ihrem Ursprungsort im Museum Hof van Busleyden in Mechelen.
Textile Wanddekoration
Die fast nur aus Kulturerbe bestehende Stadt im Herzen Flanderns, in nur elf Minuten mit der Bahn von Brüssels Airport erreichbar, gilt mit ihren mehr als 300 denkmalgeschützten Gebäuden als Freilichtmuseum der Renaissance und wird zur Begegnung mit einem Stück Österreich mitten in Belgien.
Die in monumentalen Bildteppichen und anderen Exponaten dargestellte Pracht üppiger Gärten ist eine Hommage an die aufkeimende Natur. Die Tapisserien bilden einen allegorischen Garten, der die Faszination für die Antike und die Ideale der Renaissance aufgreift.
Die kostbaren flämischen Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert, seinerzeit sogar höher geschätzt und gehandelt als Malerei, waren mit verarbeiteten Materialien wie Gold- und Silberfäden, Seide und Wolle das ideale höfische Darstellungsmedium von Macht und Prestige.
Die Serie „Gartenlandschaften mit Tieren“, auch bekannt als Granvelle-Gärten (Brüssel 1564), gab der Kunstsammler, Kardinal und Staatsmann Antoine Perrenot de Granvelle (1517–1586) beim Brüsseler Fabrikanten Willem de Pannémaker in Auftrag. Sie schmückte den Stadtpalast des gegenüber der Habsburger Herrschaft loyalen Freundes und Mäzens bedeutender Maler wie Tizian und wurde nach dessen Tod von Kaiser Rudolf II. (1552–1612) erworben.
Käufer Kaiser Karl V.
Textile Gemälde brachte Franz Stephan von Lothringen zu seiner Hochzeit mit Maria Theresia nach Wien.
Die bis über acht Meter breiten Wandbehänge sind heute Teil der mit 750 Objekten – nach dem Prado – im KHM zweitgrößten Tapisserien-Sammlung weltweit, aus der zuletzt in Wien die Schau „Raffael. Gold & Seide“ (2023) komponiert wurde.
Bedeutende Ankäufe gab es auch von Kaiser Karl V. (1500–1558), der mit seiner Schwester am Hof seiner Tante Erzherzogin Margarete in Mechelen aufgewachsen ist und Erbe eines Weltreiches war, in dem, wie es so schön heißt, die Sonne nicht unterging.
Auf seinem Feldzug nach Tunis im Krieg gegen das Osmanische Reich 1535 begleiteten Karl V. zwei Maler als „Kriegsberichterstatter“. Und 1546 wurden über die Schlacht von Tunis 12 riesige gewebte Gemälde in Auftrag gegeben. Eines davon aus Granvelles Besitz ist in Mechelen ausgestellt, neben zeitgenössischen Exponaten: einer Graslandschaft aus natürlicher Wolle der argentinischen Künstlerin Alexandra Kehayoglou, die vor allem für ihre großformatigen Teppiche und Wandteppiche bekannt ist, die Naturlandschaften widerspiegeln und den Klimawandel thematisieren. Ebenso wie die fast surrealen Fotografien des Belgiers Nick Hannes, die mit kritischem Blick Fragen nach den Auswirkungen unserer großflächigen Manipulation der Natur aufwerfen.
www.hofvanbusleyden.be
Tipp: Besuch der Sammlung und Konservierungswerkstatt der weltbekannten Royal Manufacturers of Tapestry De Wit www.dewit.be
Hörspaziergang „Wenn diese Mauern sprechen könnten“ durch das Mechelen der Burgunder visit.mechelen.be
Source:: Kurier.at – Kultur