ORF unter Druck: Koalitionsgespräche über Medienpaket starten

Kultur
ORF-STIFTUNGSRAT: LEDERER

SPÖ-Stiftungsrat warnt vor Einschnitten, die ORF-Publikum um TV-Highlights bringen. Gang zum Verfassungsgerichtshof als Option.

Heute, Donnerstag, starten die Gespräche von FPÖ und ÖVP zu „Kunst, Kultur und Medien“. Ab 9 Uhr früh tagt man zunächst zum Medienstandort, der positive Impulse notwendig hätte. Im Fokus stehen vor allem der ORF und dessen Chef Roland Weißmann. Die ÖVP-Riege wird von der bisherigen Medienministerin Susanne Raab und Mediensprecher Kurt Egger angeführt. Über das blaue Team wird noch spekuliert: Neben FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker ist mit ORF-Stiftungsrat Peter Westenthaler zu rechnen. 

Beide Verhandlungsseiten eint jedenfalls der Grant auf den ORF – womit eigentlich dessen Information gemeint ist.

Was auf der Agenda einer nächsten Regierung steht, ist auf alle Fälle eine gesetzliche Neuregelung der Beschickung der ORF-Gremien. Hier sah der Verfassungsgerichtshof einen übermäßigen Einfluss der Regierung auf den Stiftungsrat bzw. des Bundeskanzlers auf den Publikumsrat. Eine Einigung hier könnte schnell in der Wahl einer neuen ORF-Spitze münden. Da würde dann auch Ex-ORF-Direktor Thomas Prantner mitstimmen, der von der FPÖ via Steiermark neu in den Stiftungsrat entsandt werden soll.

Auch wenn sich die Budgetfinanzierung wegen des drastischen Sparkurses noch nicht ausgehen sollte, ist mit erhöhtem wirtschaftlichem Druck auf den ORF seitens der Politik zu rechnen – übers Einfrieren des auf 15,30 Euro abgesenkten Beitrags bis 2026 hinaus. Die „Präzisierung“ des öffentlich-rechtlichen Auftrags könnte, verfassungsrechtlichen Bedenken zum Trotz, ein Hebel sein. Anfang oder Ende 2027, so wird spekuliert, soll der ORF „budgetfreundlich“ eingedampft sein.

APA/GEORG HOCHMUTH / GEORG HOCHMUTH

SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer warnt FPÖ und ÖVP vor wirtschaftlichen Einschnitten, die das ORF-Publikum um Ski-Rennen, Serien und Shows bringen

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Aus für Top-TV-Sport

Genau davor warnt SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer, der in den Verhandlungen zur Dreier-Koalition saß: „Dann soll man auch sagen, worauf die Menschen im Land künftig verzichten müssen und was das für die Mitarbeiter und den Medien- und Wirtschaftsstandort bedeutet.“ Mit so einem Kurs würden FPÖ und ÖVP dem Publikum Top-Sport-Ereignisse wie Kitzbühel oder Schladming wegstreichen und der österreichischen Wirtschaft ein quotenstarkes Umfeld für Werbung nehmen. 

„Wenn dann Streamer oder das Pay-TV zugreifen, kostet das jeden mehr als die 15,30 Euro ORF-Beitrag“, meint Lederer. Auch die Fußball-WM 2026, die beim Öffentlich-Rechtlichen laufen soll, wäre bei schnellen wirtschaftlichen Schnitten gefährdet, warnt er. „Die Österreicher müssten sich dann die Nationalmannschaft in der ARD oder bei RTL anschauen. Identitätsstiftend ist anderes.“ Auch vor Folgen für den Breitensport warnt er.

„Verheerend“, so der SPÖ-Stiftungsrat, wären die Auswirkungen für die heimische Filmwirtschaft. Produktionen wie Thomas Stipsits‘ „Kopftuchmafia“, „Griechenland“ oder österreichische „Tatort“-Ausgaben, im Vorjahr ORF-Quotenhits mit Reichweiten jenseits der Million, wären Geschichte. Auch Co-Produktionen wie der „Bergdoktor“ könnten unter die Räder kommen, wenn der ORF als Partner ausfällt – „das gibt es dann nicht mehr, weil es auch kein anderer machen wird und kann“, erklärt Lederer. Auch mit Shows wie „Dancing Stars“ oder „Starnacht“ wäre es vorbei. „Es gibt aber ein berechtigtes Publikumsinteresse an gut gemachter Unterhaltung.“ Auch dafür sei ein Öffentlich-Rechtlicher da.

Schwarzer Bildschirm

Lederer: „Wenn schon Teile der ÖVP mit dem ORF abgeschlossen haben, hoffe ich doch, dass die FPÖ ihren Wählern diese Programme nicht verunmöglicht.“ Und: „Was jetzt weggespart wird, sorgt in der Folge …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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