Neue Studie zeigt: Österreicher spüren die Auswirkungen der Klimakrise, aber Teuerung überlagert Interesse an Lösungen.
Seit 2015 erstellen die WU Wien, das Beratungsunternehmen Deloitte und Wien Energie jährlich einen Stimmungsbarometer zum Thema erneuerbare Energien. Am Donnerstag wurde die aktuellste Auswertung vorgelegt. Das wichtigste Ergebnis: Die Zustimmung zu Solar-, Wind- und Wasserkraftprojekten in der eigenen Gemeinde ist auf einem Tiefststand angekommen. 60 Prozent sind aber immer noch dafür.
Am liebsten eine PV-Anlage am Dach
Die höchste Akzeptanz genießen Photovoltaikanlagen auf Hausdächern und Fassaden. Sie sollen laut den 1.157 Befragten am ehesten ausgebaut werden. Dahinter folgen kleine Wasserkraftwerke und Windenergieanlagen. Neuen PV-Anlagen in der Freifläche und großen Wasserkraftwerken gegenüber herrscht größere Skepsis. Insgesamt bleibt Photovoltaik das „Liebkind“ der österreichischen Bevölkerung, sagt Studienautorin Nina Hampl von der WU Wien.
Energiesparen verliert laut der Studie an Priorität. Der Anteil jener Menschen, die keinerlei Energiesparmaßnahmen treffen, stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr von 18 auf 22 Prozent. Ihre Motive sind unklar. „Manche Menschen könnten die Ansicht vertreten, schon genug Maßnahmen gesetzt zu haben, manchen könnte das Thema weniger wichtig sein“, sagt Hampl. Angesichts der aktuell steigenden Energiekosten wird es spannend, wie das Ergebnis der nächsten Befragung in diesem Punkt ausfällt.
Stromspeicher heben ab
Für Michael Strebl, dem Vorsitzenden der Wien Energie-Geschäftsführung, ist klar, dass der Bereich Energie oft von „anderen Themen-Großwetterlagen“ überlagert wird: „Auch während der Corona-Pandemie war die Zustimmung zu erneuerbaren Energien geringer, jetzt ist das Thema Teuerung im Vordergrund.“ Der Trend zur Eigenstromproduktion halte jedoch an. Im vergangenen Jahr wurden zwar weniger neue PV-Anlagen wie 2023 installiert, aber der Wert ist immer noch hoch. 27 Prozent der Befragten geben an, dass ihr Wohngebäude über eine PV-Anlage verfügt.
Rasant am steigen ist der Anteil jener Haushalte mit PV-Anlage, die auch einen Stromspeicher besitzen. Derzeit beträgt er 39 Prozent. Speicher werden dabei erst seit 2020 in größerem Stil erworben. Weiterhin hoch ist das Interesse der Bevölkerung, sich an der Energiewende zu beteiligen, etwa in Form von Energiegemeinschaften oder Bürgerbeteiligung. Wie Strebl schildert, war beim jüngsten Wiener Beteiligungsprojekt das Kontingent an PV-Modulen auf der Busgarage Leopoldau bereits acht Stunden nach Auflage ausverkauft.
Interesse an E-Autos auf Tiefststand
Düster sieht es dagegen beim Interesse an Elektroautos aus. Es ist mit 36 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Hohe Anschaffungskosten und geringe Reichweite sind die Hauptprobleme. Dafür sprechen die geringen Betriebskosten. Umweltschädliche staatliche Subventionen wie das Dieselprivileg sollten laut 38 Prozent der Befragten abgeschafft werden.
Die Zustimmung zu einem Verbrennerverbot ist mit 23 Prozent eher gering. „Man möchte weniger Verbote, sondern Anreize haben“, sagt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. Mehr als die Hälfte wünscht sich Fortschritte bei Autos mit Wasserstoffantrieb. Experten sehen hier, im Gegensatz zu Schwerverkehr, wenig Potenzial.
Klimakrise klar vor Augen
Die Auswirkungen des Klimawandels sind für den Großteil der Befragten klar spürbar. 90 Prozent sehen das Hochwasser 2024 als klares Anzeichen dafür. Zwei Drittel sagen, die kommende Regierung solle mehr Maßnahmen zum Hochwasserschutz treffen. Auch die Strompreisbremse will die Mehrheit beibehalten. In den aktuellen Regierungsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP gibt es noch keine Anzeichen dafür.
Laut Hampl zeigen die Studienergebnisse eine deutliche Diskrepanz auf. „Die Bevölkerung …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft