
Der Norweger Johannes Hösflot Kläbo gewann bei der Nordischen WM mit der norwegischen Staffel und ist mit 14 WM-Goldmedaillen neuer Rekordhalter.
Falls die internationalen Konkurrenten darauf gehofft haben sollten, dass Johannes Hösflot Kläbo schön langsam der Atem ausgeht, dann haben sie die Rechnung ohne seine norwegischen Kollegen gemacht. Sie liefen nämlich im Staffelrennen so zur Hochform auf, dass Superstar Kläbo als Schlussläufer praktisch nur mehr zur Goldmedaille spazieren musste.
Das Händeschütteln und der Interviewmarathon nach dem souveränen Sieg dürften den 28-Jährigen mehr Energie gekostet haben als die 7,5 Kilometer in der Loipe, die dank der Vorleistung der Kollegen einer Ehrenrunde vor 100.000 Fans glich.
Überragender Athlet
Johannes Hösflot Kläbo ist – und das stand in Wahrheit schon vor der Weltmeisterschaft fest – der Superstar von Trondheim. Das Mutterland des Langlaufsports hat schon viele Loipenhelden gefeiert – wer erinnert sich nicht an Vegard Ulvang, Björn Dählie oder Petter Northug? –, aber dieser Johannes Hösflot Kläbo überragt all diese Legenden noch einmal. Seit Donnerstag, seit dem Gewinn von Staffel-Gold, ist der gebürtige Trondheimer mit 14 WM-Titeln der erfolgreichste männliche Medaillensammler bei Weltmeisterschaften.
Und die nächste historische Bestmarke wartet bereits auf den 28-jährigen Seriensieger und Publikumsliebling: Kläbo könnte das Kunststück gelingen, als erster Athlet bei einer Nordischen WM alle Langlaufbewerbe für sich zu entscheiden. Nach fünf Starts in Trondheim hält er bei fünf Goldmedaillen, zum Glanzstück fehlt ihm nur noch ein Sieg beim abschließenden Bewerb über 50 Kilometer. Zugleich stellt sich aber die Frage: Wer, bitteschön, soll Kläbo davon abhalten?
Der Mann aus Trondheim ist ein wandelnder Superlativ und wird nicht von ungefähr der Usain Bolt der Loipe genannt. Kläbo war 2018 mit 21 Jahren der jüngste Olympiasieger und später auch der jüngste Weltcup-Gesamtsieger der Langlauf-Geschichte. „Er ist ein Künstler auf den Skiern, ausgestattet mit einem sensationellen Gespür für Schnee und einem ausgefeilten Blick für das Gelände“, sagt der deutsche Chefcoach Peter Schlickenrieder.
Vor allem leistet sich der Superstar weder Allüren noch irgendwelche Schwächen. Kläbo scheint es nichts auszumachen, dass ganz Norwegen von ihm Goldmedaillen und Triumphe erwartet. „Es ist krank, was für einem Druck er hier standhält“, sagt sein schwedischer Kontrahent Edvin Anger. „Er kommt hier aus dieser Region und alle erwarten von ihm, dass er jedes Mal Gold holt.“
Erfolgslauf seit 1999
Vielleicht bekommt Kläbo ja am Samstag im abschließenden Massenstartrennen über 50 km Skating weiche Knie. Im prestigeträchtigen Bewerb über die Langdistanz hat der 28-Jährige in seiner Karriere noch nie Gold gewonnen. In Oberstdorf wurde ihm 2021 der Titel nach einer Juryentscheidung aberkannt.
Mit dem souveränen WM-Titel in der Staffel prolongierten Norwegens übermächtige Langläufer auch einen beeindruckenden Erfolgslauf. In diesem Jahrtausend ging Staffel-Gold bei Weltmeisterschaften immer an das Mutterland des Langlaufs. Das österreichische Quartett Markus Gandler, Alois Stadlober, Michail Botwinow, Christian Hoffmann konnte 1999 in Ramsau das letzte Mal die Norweger besiegen und historisches Gold gewinnen. In Trondheim stellte Österreich erstmals seit 2007 wieder eine Herren-Staffel, Platz 12 war durchaus ein Lichtblick.
Source:: Kurier.at – Sport