Warum Philipp Tesarik seinen Anzug gegen die Goldschmiedeschürze tauschte

Wirtschaft

Ein studierter Betriebswirt machte die Goldschmied-Lehre und eröffnet sein eigenes Geschäft. Was hinter dem überraschenden Karriereschwenk steht.

Er ist nur zwei Gehminuten vom Stephansdom entfernt. In der Seilergasse 1, gleich um die Ecke vom Stock im Eisen, eröffnete der Goldschmied Philipp Tesarik vor einigen Tagen sein eigenes Juweliergeschäft.

Dass er sich einmal selbstständig machen würde, war nie der Plan, erzählt der Gründer, als ihn der KURIER in seinem Geschäft besucht. Tesarik studierte Betriebswirtschaftslehre in Lyon, Frankreich und Shanghai, China. Nach seinem Master begann er seine Karriere „bei einem österreichischen Hidden Champion der Öl-, Gas- und Kompressortechnikbranche“, berichtet er – war damit also Lichtjahre von Schmuck und Schmuckerzeugung entfernt. Ein gewisses Interesse für Edelsteine hatte er dennoch.

Ein Geschäft nach alter Tradition

Das Interesse ist familiär bedingt. Seit den 1970er-Jahren führten seine Eltern, Romana und Christian Tesarik, ein Juweliergeschäft in der Wiener Naglergasse. Als sie 2019 in Pension gingen, schien ihr Unternehmen ohne Nachfolger vor dem Aus zu stehen. Bis ihr Sohn sich 2020 doch noch für das Schmuckgeschäft entschied und mit 27 Jahren die Goldschmiedelehre startete. „Später habe ich mich mit der Gemmologie (Edelsteinkunde, Anm.) beschäftigt und in einer Goldschmiedewerkstatt gearbeitet“, erzählt Philipp Tesarik.

Mit der Zeit stellte sich die Frage: Warum die Leidenschaft nicht zum Beruf machen? Und so kam es dann auch. Durch sein abgeschlossenes Wirtschaftsstudium verkürzte sich die Lehrzeit von dreieinhalb auf zwei Jahre. Und weil er schon dabei war, legte er gleich die Prüfung zum Goldschmiedemeister ab. „Es war ein großes Glück, dass sich das so ergeben hat“, sagt er heute. Eine Lehrstelle sei nämlich schwer zu finden, da viele Goldschmiede Einzelunternehmer sind und kaum Kapazitäten für Ausbildungen haben. Außerdem bieten die oft kleinen Betriebe nicht die nötige Bandbreite an Arbeiten, die ein Lehrling lernen sollte, erklärt Tesarik.

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Dafür war der Sprung in die Selbstständigkeit kein allzu großer. Sein wirtschaftliches Vorwissen und die Erfahrung seiner Eltern seien ein klarer Vorteil gewesen. Er hatte aber noch ein Ass im Ärmel: „Ich habe mich nicht nur mit Leuten unterhalten, die erfolgreich gegründet haben, sondern auch mit jenen, die gescheitert sind.“ So wollte er vorweg Fehlern aus dem Weg gehen. „Je besser man vorbereitet ist, desto mehr Glück hat man.“

Kurier/Juerg Christandl

Goldschmied und Gründer Philipp Tesarik mit seinem handgefertigten Stück: ein Ring mit Aquamarin und Saphiren um 17.900 Euro

Von Stammkunden und Touristen aus aller Welt

Die Kundensuche falle ihm bislang recht leicht. Immerhin sei der Name vielen ein Begriff. Seine Mutter erkennt seit der Eröffnung sogar manche Gesichter wieder: „Ehemalige Kunden, noch aus der Naglergasse, kommen und freuen sich, dass wir zurück sind“, sagt sie.

Nicht nur Stammkunden, auch Touristen aus aller Welt bleiben vorm Geschäft stehen. Ein Erfolg, den Philipp Tesarik auch dem Standort zuschreibt. „Wir haben lange nach dem richtigen Ort gesucht.“ Zentral, gut frequentiert, groß genug und leistbar sollte er sein. „Viele Optionen gab es da nicht“, sagt er schmunzelnd. In der Seilergasse wurde er fündig. Das Geschäft musste er, auch aus Sicherheitsgründen, aber komplett umbauen. „Deswegen war die Zustimmung des Denkmalamts notwendig, was zu zeitichen Verzögerungen geführt hat“, erzählt er.

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Source:: Kurier.at – Wirtschaft

      

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