Bier wird in Großbritannien immer teurer: „Das ist der Tod der Pubs“

Politik

Mit 1. April soll der Durchschnittspreis für ein Pint Bier die Fünf-Pfund-Marke überschreiten. Immer weniger Briten können sich das leisten. Die Pubs schließen schon jetzt im Rekordtempo.

„6 Pfund 45“, sagt der Kellner und dreht das Kartenlesegerät am Bartresen zu Aaron Curley. Der 28-Jährige zückt das Handy, um mit der hinterlegten Bankomatkarte zu zahlen – und zieht die Augenbrauen hoch: 6,45, damit sind sich früher zwei Pints ausgegangen. 

Dabei, so wird er ein paar Minuten später im Gastgarten des Scholars Arms erzählen, hätte er mit seinen zwei Freunden doch ohnehin nicht das Lieblingslokal, das gemütliche Independent Pub am anderen Ende der High Street, sondern eine Pub-Kette aufgesucht. Wissend, dass die Preise hier ein wenig günstiger sein würden. 

Ab Dienstag wird der Brite für sein Feierabendbier noch ein bisschen tiefer in die Tasche greifen müssen. Laut Umfrage der British Beer and Pub Association wird der Durchschnittspreis für ein Pint Bier im April erstmals die 5-Pfund-Marke (umgerechnet 6 Euro) überschreiten; in London könnte der Bierpreis im Schnitt sogar auf 7 Pfund (8,40 Euro) ansteigen.

Mehrabgaben für Unternehmen

Der Grund: Im April tritt ein Maßnahmenpaket der Labour-Regierung in Kraft: darunter Erhöhungen des nationalen Mindestlohns, der Sozialversicherungssätze und geringere Rabatte bei den Unternehmenssteuern. Prinzipiell Maßnahmen, die das Einkommen der arbeitenden Gesellschaft sichern sollen – doch für die Gaststätten und den Biersektor würden sich die Erhöhungen auf etwa 650 Millionen Pfund (780 Mio. Euro) belaufen. Kosten, die Pubs zum Überleben – so argumentieren sie – an die Kunden weitergeben müssen.

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Ungewöhnlich leerer Gastgarten im Wetherspoons

Der 62-jährige Jim Carter, der ein paar hundert Meter vom Scholars Arms entfernt in einem Wetherspoons sitzt, zuckt die Schultern und nippt an seinem Ale. „Wenn es so teuer wird, bleib ich daheim“, sagt er. Seine Frau nickt, enttäuscht. „Wir gehen jetzt schon viel seltener aus als früher.“ 

Das ist sie andere Gefahr für Gastronomen: ausbleibende Gäste. Drei von zehn Briten würden laut „The Sun“ ihren Pub-Besuch regelmäßig streichen. Jeder Dritte würde sich zwar noch mit Freunden im Pub verabreden – aber dann kurz davor absagen, um Geld zu sparen. 

34 Schließungen pro Monat

Folglich schließen britische Pubs derzeit im Rekordtempo. Ende Dezember ist die Zahl der Gaststätten in England und Wales laut Immobiliendatenunternehmen Altus Group erstmals unter 39.000 gefallen (konkret: auf 38,989). Mitte März schloss etwa die beliebte Ostlondoner Kneipe The Gun, im Februar hat das 200 Jahre alte Ye Olde Swiss Cottage in Westlondon seinen Betrieb eingestellt.

Im Schnitt wurden vergangenes Jahr monatlich 34 Pubs stillgelegt – die meisten davon in London (55 Lokale), gefolgt von den West Midlands rund um Birmingham (53). 

Die geschlossenen Betriebe werden zu Wohnungen, Hotels oder Supermärkten umgebaut. Besonders beliebt sind derzeit aber Gyms: Seit 2019 haben in Großbritannien mehr als 1.000 unabhängige Fitnessstudios eröffnet.

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Das Pub Juniper Berry wird einem Studierendenwohnheim weichen.

„Ja, das ist der Tod der Pubs, oder?“, sagt Aaron Curley und sein Freund ergänzt: „Es kommt eben immer mehr zusammen: Zuerst das Rauchverbot. Dann wurden Zigaretten immer teurer. Und jetzt sollen alle 16-Jährigen überhaupt nie mehr Zigaretten kaufen können. Das gleiche kommt jetzt vielleicht mit dem Alkohol. Aber mit den …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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