Wie Amerikas erster Handelskrieg in eine Weltkrise führte

Politik
Zufriedender Donald Trump

Nach dem großen Börsenkrach von 1929 wollten die USA zunächst ihre Landwirtschaft schützen – und sorgten für massiven weltweiten Handelsrückgang

Wer zeigen will, welche dramatischen Folgen ein Handelskrieg haben kann, muss sich mit den beiden amerikanischen Politikern Willis Hawley und Reed Smoot befassen. Der Senator aus Utah und der Kongressabgeordnete aus Oregon waren Republikaner, Protektionismus gehörte ganz offen zu ihrem Parteiprogramm.

Das nach ihnen benannte Smoot-Hawley-Gesetz gilt heute als eine der wichtigsten Gründe dafür, dass sich die Rezession nach dem Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 („schwarzer Freitag“) erst zu einer gewaltigen Weltwirtschaftskrise auswuchs.

Die USA wollten nach dem Kurssturz an der Wall Street vor allem ihre eigene Landwirtschaft gegen Importe schützen. Letztendlich aber unterzeichnete Präsident Herbert Hoover 1930 ein Gesetz, das Zölle auf 21.000 Einzelpositionen festlegte.

Ford: „Dummheit“

An die 30 ausländischen Regierungen protestierten, Automobil-Konzernchef Henry Ford bezeichnete das Gesetz als „ökonomische Dummheit“. Und mehr als 1.000 US-Ökonomen unterzeichneten eine Petition, in der sie Präsident Hoover geradezu anflehten, das Vorhaben zu stoppen.

REUTERS/Evelyn Hockstein

Und wieder ein Paukenschlag: US-Präsident Donald Trump unterzeichnet ein Präsidialdekret

Es half alles nichts: Am 17. Juni 1930 trat das Smoot-Hawley-Gesetz in Kraft – mit verheerenden Folgen für die ganze Welt. Die Importe der USA sanken zwischen 1929 und 1933 um zwei Drittel. Aber auch die amerikanischen Ausfuhren verringerten sich dramatisch – minus 61 Prozent.

Denn viele Staaten folgten dem amerikanischen Beispiel und zogen ihrerseits Zollschranken hoch. Der Völkerbund in Genf rief dringend zu einem „Zoll-Waffenstillstand“ auf – der Appell verhallte ungehört.

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Brandbeschleuniger

Und so erwiesen sich die gegenseitigen Strafzölle wie ein Brandbeschleuniger der bereits glosenden Wirtschaftskrise: Von 1930 bis 1933 schrumpfte der Welthandel um unvorstellbare fast zwei Drittel zurück.

Um ähnliche Zollkriege in Zukunft zu vermeiden, einigten sich zwei Dutzend Staaten 1947 auf das „Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen“ (GATT), das fortan Zölle abbauen und einen fairen Welthandel garantieren sollte. Vor nunmehr 30 Jahren wurde das GATT von der Welthandelsorganisation WTO abgelöst.

Die Organisation mit Sitz in Genf legt völkerrechtlich verbindliche Regeln für den internationalen Handelsverkehr fest. Doch die mittlerweile auch schon wieder schwer reformbedürftige WTO schwächelt massiv – nicht zuletzt wegen der USA. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump 2019 behauptet, die WTO habe ihre Kompetenzen überschritten.

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Source:: Kurier.at – Politik

      

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