
Mehr als 30 Jahre lang stand Christa Kummer vor der Kamera und wurde für viele Österreicher so zum fixen Bestandteil ihres Vorabends. Kummer prägte nicht nur als Moderatorin und Stilikone das ORF-Wetter – als Hydrogeologin und Klimatologin setzt sie sich aktiv in der Wissensvermittlung und den Kampf gegen den Klimawandel ein.
„Immer auf Augenhöhe“, sagt sie. Im September moderierte Kummer ihre letzte Sendung. Der KURIER ehrte sie mit einer Sonder-ROMY.
KURIER: Mehr als 30 Jahre lang waren Sie in den Wohnzimmern der Österreicher zu Gast. Vermissen Sie es schon?
Christa Kummer: Wenn ich auf der Straße unterwegs bin, kommen die Menschen auf mich zu, ich darf mit ihnen Selfies machen, sie umarmen mich. Und sie sagen, wie sehr sie mich vermissen. Ich antworte dann immer: Zum Glück bin ich nicht gestorben. Aber mein Abschied ist natürlich eine Zäsur. Und ich erlebe eine große Welle der Herzlichkeit.
Das TV-Wetter ist ja ein Anachronismus. Jeder in Echtzeit die Wettervorhersage am Smartphone abrufen. Weshalb schalten wir trotzdem den Fernseher ein, um uns das Wetter vorlesen zu lassen?
Die Persönlichkeit ist zentral. Ich bin keine Schauspielerin, die in eine Rolle schlüpft. Das war immer wirklich ich da im Fernsehen. Und ich habe immer versucht, die Herzen der Menschen zu erreichen ihnen einen Hoffnungsschimmer mitzugeben – trotz der Tragik der Wetterentwicklung, die wir seit Jahren erleben. Nach dem Motto: Nach jedem Gewitter kommt wieder Sonnenschein.
Hatten Sie je Schuldgefühle, wenn sich Ihre Wetterprognose als falsch herausgestellt hat und die Menschen am nächsten Tag zu warm oder zu kalt angezogen waren?
Ja. Klar hängt man emotional drin. Man wacht auf, schaut aus dem Fenster und denkt sich: „Wieso ist der Himmel so blau? Da darf kein blauer Himmel sein!“ Ich habe mich auch auf Sendung immer wieder mal entschuldigt. Wetterredaktionen interpretieren Unmengen wissenschaftlicher Rohdaten und arbeiten mit komplexen Computermodellen. Das können Handy-Apps nie leisten. Aber die Natur ist letztlich oft unberechenbar. Deshalb heißt es ja Prognose.
Wie schaut Christa Kummers Lieblingswetter aus?
25 Grad, ein paar Wölkchen am Himmel, eine leichte Brise – und das das ganze Jahr über. Zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh kann es regnen, damit die Natur ein bisschen etwas tanken kann. Und zu Weihnachten ein paar Schneeflocken, damit es romantisch ist.
Die Realität ist eine andere, wir erleben immer mehr Extreme. Statt über das Wetter sollten wir mehr über das Klima sprechen – dennoch verdrehen viele Menschen genervt die Augen, wenn sie mit dem Thema konfrontiert werden.
Das liegt unter anderem an den Schlagzeilen, die die Medien den Menschen zumuten: Schneewalze, Kältekeule, Hitzewatsche! Die Berichterstattung wird immer lauter, immer reißerischer. Und es wird viel Populismus betrieben: Wenn es zu wenig regnet, ist es der Klimawandel. Regnet es zu viel, ist es auch der Klimawandel. Ist es zu heiß oder zu kalt? Klimawandel. Zu viel Schnee oder zu wenig? Auch der Klimawandel. Das haben wir im vergangenen Jahrzehnt überstrapaziert.
Wie sollte man berichten?
Das Klima ist ein sensibles Thema. Wissenschaft ist nicht laut, sie ist faktenbasiert. Ich wollte nie eine Aktivistin oder Missionarin sein, sondern den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Bei meinen Vorträgen ziehe ich …read more
Source:: Kurier.at – Kultur



