Mahrers Nachfolgerin Schultz: „Niemand ist aufgestanden“

Politik
Harald Mahrer - Wirtschaftskammerpräsident bis Mitte November 2025

Anfang November wird bekannt, dass die WKO-Gehälter um 4,2 Prozent steigen sollen, Mitte November tritt Harald Mahrer als Präsident der Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbundchef zurück. Seither führt die WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz die Geschicke der Kammer. Was sie unter „interimistisch“ versteht und ob die ÖVP noch eine Wirtschaftspartei ist.

KURIER: Wann haben Sie gewusst, dass es sich für Harald Mahrer an der Spitze der Wirtschaftskammer nicht mehr ausgehen wird?

Martha Schultz: Ich bin wie jede Woche am Dienstag mit dem Zug nach Wien gefahren und am Mittwoch am späten Nachmittag ist Harald Mahrer zu mir ins Büro gekommen und hat mich gebeten, das Amt zu übernehmen. 

Was haben Sie sich in dem Moment gedacht?

Es war sehr viel Wehmut dabei, weil Harald Mahrer und ich gut zusammengearbeitet haben und er viel in der Interessensvertretung geleistet hat. 

APA/TOBIAS STEINMAURER / APA/TOBIAS STEINMAURER

Harald Mahrer – Wirtschaftskammerpräsident bis Mitte November 2025

Weil jetzt fast ausschließlich Kritik bis Häme über Mahrer laut wird. Was schätzen Sie an Ihrem Vorgänger?

Seinen Weitblick, seine internationalen Kontakte, sein strategisches Denken und, dass er immer ein offenes Ohr gehabt hat. Mahrer hat Handschlagqualität – was immer ich mir mit ihm ausgemacht habe, das hat auch gehalten. 

Sie haben gleich zu Beginn im neuen Amt gesagt, dass Sie die WKO-Spitze nur interimistisch leiten werden wollen. Warum tut man sich das an, im Wissen, dass man bald wieder gehen wird? Aus Gründen der Loyalität?

Sich antun? Das ist der falsche Begriff. Ich habe das Vertrauen und die Möglichkeit bekommen, die Veränderung einzuleiten. Ich habe als Bundesvorsitzende von „Frau in der Wirtschaft“ immer gesagt, dass Frauen „Ja“ sagen sollen, wenn Sie für verantwortungsvolle Aufgaben gefragt werden und sich etwas zutrauen sollen und nicht noch zwei oder drei Mal darüber schlafen.

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Sie haben nicht darüber geschlafen?

Nein. Ich habe kurz mit meiner Familie telefoniert und dann habe ich „Ja“ gesagt. 

„Interimistisch“ ist ein dehnbarer Begriff. Haben Sie sich eine Frist gegeben, ab wann Sie sich wieder vollends Ihren Betrieben in Tirol widmen wollen, oder ist das an ein spezielles Ergebnis geknüpft?

Eine genaue Zeit habe ich mir nicht vorgegeben. Die Reform hat schon begonnen, im März werde ich Ihnen schon mehr sagen können. Mir wäre es am liebsten, wir würden heuer noch etwas präsentieren können, aber wir müssen uns in den Gremien abstimmen. 

Apropos abstimmen: Hatten Sie nie Bauchweh, als im Spätsommer die 4,2 Prozent Gehaltserhöhung beschlossen wurden, während die Gehälter anderer aufgeschnürt wurden? Und dachten Sie und all Ihre Kollegen tatsächlich, dass Funktionsentschädigungen von 49 Prozent und mehr nicht kritisiert würden?

Wir waren – das müssen wir rückblickend feststellen – alle unsensibel. Die Erhöhungen wurden von allen Fraktionen beschlossen, niemand ist aufgestanden, keiner hat aufgezeigt, niemand hat sich dagegen ausgesprochen. Das Buch von hinten zu lesen, das ist immer einfach, aber ja: Wir haben Fehler begangen.

Unsensibel oder eher maßlos? Es ist doch wie bei Dienstautos: Es gehört sich nicht, das teuerste Modell zu wählen. Und es macht keinen guten Eindruck, sich 49 Prozent und mehr Erhöhung zu gewähren während andere darauf verzichten.

Eine Entschädigung für die Funktion ist jedenfalls gerechtfertigt, wie ich als Unternehmerin weiß. Ich habe mit meinem Bruder …read more

Source:: Kurier.at – Politik

      

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