
Nach dem spektakulären Zusammenbruch des Signa-Imperiums mit rund 400 insolventen Gesellschaften im In- und Ausland zählt sprichwörtlich jeder Cent. Das gilt nicht nur für die Gläubiger, die bisher 37 Milliarden Euro Forderungen angemeldet haben, sondern vor allem für Gründer René Benko. Das hat der erste Prozess gegen den gefallenen Immobilien-Spekulanten im Oktober gezeigt.
Da wurde der Tiroler am Landesgericht Innsbruck von einem Schöffensenat der betrügerischen Krida schuldig gesprochen und – nicht rechtskräftig – zu einer unbedingten zweijährigen Haftstrafe wegen 300.000 Euro Schaden verurteilt. Ein Cent mehr, und der Strafrahmen hätte bis zu zehn Jahre betragen.
Am Mittwoch muss sich der Immo-Pleitier erneut im Schwurgerichtssaal in Innsbruck wegen betrügerischer Krida auf die Anklagebank setzen. Doch diesmal wird auch seine Ehefrau Nathalie dort Platz nehmen, der Beitragstäterschaft vorgeworfen wird. In dieser Causa beträgt die Strafdrohung nun ein bis zehn Jahre Haft. Gleich vorweg: Die Vorwürfe werden von den Eheleuten bestritten.
Laut Anklage der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) soll das Ehepaar 120.000 Euro in bar sowie Luxusuhren und Manschettenknöpfe im Wert von 248.817 Euro vor dem Insolvenzverwalter des Immobilienjongleurs versteckt haben. Somit sei der Befriedigungstopf der Gläubiger Benkos um diesen Betrag geschmälert worden.
Luxus-Armbanduhr der Marke Patek Philippe
Den ersten Anstoß für die Ermittlungen hatte Benkos Masseverwalter Andreas Grabenweger gegeben. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass Benko eine Luxus-Armbanduhr der Marke Patek Philippe und zwei dazu passende Manschettenknöpfe nicht im verpflichtenden Vermögensverzeichnis angeführt hatte.
Die weiteren Ermittlungen der Soko Signa ergaben anhand von sichergestellten Versicherungsdokumenten und Handy-Fotos, dass der Verbleib von neun Herren-Armbanduhren unbekannt war, aber diese von Benko getragen worden sind, heißt es in der Anklage, die dem KURIER vorliegt.
Zeuge packte aus
Wie es der Zufall wollte, hat ein ehemaliger Bodyguard der Familie Benko bei der Polizei ausgeplaudert, „dass Ende 2023 Tresore unbekannten Inhalts, aber seinem Eindruck nach allerdings mit Wertgegenständen in ein Haus von ,Moni‘ und ,Berni‘“ im Tiroler Oberland verbracht worden seien. Bei Letzteren handelt es sich um Tante und Onkel von Nathalie Benko.
Grund für die Festnahme Benkos
Am 23. Jänner 2025 wurde deren Haus durchsucht. Dabei wurden das Bargeld und die wertvollen Uhren sowie sieben Diamantringe gefunden. Am Ende haben die Ermittler der Signa Soko insgesamt elf Uhren sichergestellt. René Benko wurde noch am Tag der Razzia festgenommen und am nächsten Tag wurde über ihn die Untersuchungshaft verhängt.
Zwei Monate nach seiner Verhaftung räumte Benko gegenüber den Ermittlern ein, dass er zu Weihnachten 2021 je vier Uhren zwei Söhnen geschenkt habe, drei Uhren seien Gastgeschenke gewesen. Und das sichergestellte Bargeld (120.000 Euro) seien „Ersparnisse seiner Frau“. Den Tresor hatten Onkel und Tante im März 2024 auf Ersuchen ihrer Nichte Nathalie angeschafft, im Haus aufstellen lassen und hinter Weinschachteln versteckt.
Ein gemeinsamer Tatplan?
„Die Schenkung äußerst hochpreisiger, gebrauchter Armbanduhren und Manschettenknöpfe an ein elf- und ein sechsjähriges Kind erscheint aufgrund der allgemeinen Lebenserfahrung überaus ungewöhnlich“, heißt es in der Anklage. Es seien „keinesfalls übliche Geschenke, besonders nicht für Kinder dieses Alters“. Außerdem seien Schenkungsmeldungen an die Finanz unterblieben.
Die Ankläger führen auch aus, dass René Benko diese Uhren und Manschettenknöpfe nach der Schenkung immer wieder getragen habe.
„Aufgrund einer Zusammenschau der …read more
Source:: Kurier.at – Wirtschaft



