Pflege-Fall im neuen Wiener „Tatort“ – eine Frage der Ehre

Kultur
Ein älterer Mann mit langen grauen Haaren und schwarzem T-Shirt sitzt an einem Tisch und gestikuliert mit der rechten Hand.

Harald Sicheritz steht als Regisseur nicht nur hinter Kultkomödien wie „Muttertag“ und „Hinterholz 8“, sondern auch hinter Fernsehreihen wie „Mutig in die neuen Zeiten“ und Krimis. Nach zehnjähriger Pause beim „Tatort“ läuft heute sein sechster Fall, „Der Elektriker“ (siehe Infobox unten).

Kurier / Jeff Mangione

Regisseur Harald Sicheritz (67): „Harald und Adele gingen mit ihrem Können so selbstlos um, dass sie wirklich ein Team waren.“ 

KURIER: Der drittletzte „Tatort“ mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser ist Ihr letzter mit dem Duo. Hat das die Dreharbeiten geprägt?

Harald Sicheritz: Als wir im Oktober 2024 gedreht haben, war das noch nicht so am Horizont. Ich wusste zwar, dass die beiden in einem sehr klugen Schritt schon Anfang des Vorjahres den Sendern gesagt haben, dass sie nur noch so und so viele „Tatorte“ machen wollen, aber das war nicht wirklich Thema. Wahrscheinlich auch deshalb, weil wir in einem Pflegeheim gedreht haben. Da waren einem andere Gedanken näher, speziell wenn man selber älter wird.

Welche Gedanken waren das?

Jeder Mensch über 50 ist irgendwann damit konfrontiert, dass man gebrechlich werden kann und der Kopf nicht mehr so mit will. Das Thema hat einen rätselhaften Tabustatus. Ich kenne sehr kluge Menschen, die völlig durchorganisiert sind, aber kein Testament haben. Es gibt viele solche Rätsel der Menschheit …

„Der Elektriker“ spielt fast nur im Pflegeheim. Wie entstand die Idee, ein Modell aus Karton zu bauen, wo kleine Gegenstände hin und her bewegt werden?

Ich fand an dem Buch von Petra Ladinigg und Roland Hablesreiter so gut, dass es ein Kammerspiel ist, was beim „Tatort“ eher selten ist. Ein Pflegeheim ist ein abgeschlossener Mikrokosmos und den wollten wir sichtbar machen. Kameramann Thomas Kürzl und ich wollten nicht die 5000. Wandtafel haben, wo ritualhaft Fotos der Verdächtigen hängen. Wie schon im Drehbuch angedeutet gewesen ist, haben wir das in ein 3-D-Brettspiel verwandelt, durch das kleine Spezialkameras fahren können.

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Inhaltlich wird ein weiter Bogen gespannt – von Personalengpässen im Pflegewesen bis zum Jugoslawienkrieg. Es geht um Vergangenheitsbewältigung. Das sollte zwar bei allen Menschen angesagt sein, aber speziell bei älteren Jahrgängen ist das ein Thema. Ich fand reizvoll, dass einerseits, klassischen „Tatort“-Aufgaben entsprechend, ein aktuelles Thema behandelt wird, und es auf der anderen Seite eine kriminalistisch interessante Handlung gibt. Ein Fußpfleger wird zum Bindeglied zwischen Pflegemisere und Vergangenheit. Das können wir schon verraten. (lacht)

ORF/ORF/Petro Domenigg

Zärtliche Beziehung im Pflegeheim: Johannes Silberschneider, Elfriede Schüsseleder.

Inwieweit haben Sie selbst recherchiert, wie es in Pflegeheimen zugeht?

Wir hatten den Glücksfall, dass das unglaublich tolle Personal eines Heims im 14. Bezirk gesagt hat: ,Wenn Sie uns sagen, wie viel Platz Sie brauchen, verschieben wir die Eröffnung des neuen Traktes um sechs Wochen.‘ Nebenan war ungestörter Betrieb, dadurch konnten wir miterleben, wie es in einem Pflegeheim ist. Bessere Drehbedingungen kann man nicht haben.

„Der ‚Tatort‘ ist eine sehr ehrenhafte Aufgabe“

Nun wurde das neue Duo offiziell vorgestellt. Wie finden Sie die Entscheidung? 

Es ging mir gut mit dieser Neuigkeit, weil mir die Entscheidung rundum nachvollziehbar war. Proschat Madani, meine Frau, hat berichtet, dass Miriam Fussenegger bei „Walking on Sunshine“ absolut professionell und gut unterwegs war. Und Laurence Rupp hatte 2014 …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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