Anlegerskandal Sun Contracting: Drei mutmaßliche Drahtzieher festgenommen

Wirtschaft
46-201493968

Im mutmaßlichen Anlagebetrugsfall Green Finance/Sun Contracting mit Drehscheibe in Oberösterreich kam es am Montag zu einem Knalleffekt. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat durch das LKA OÖ die Festnahme der mutmaßlichen Drahtzieher Christian S., Martin H. und Michael K. angeordnet. Das Trio steht im Verdacht, seine „Befugnis als faktische Machthaber bzw. als Mitglied des Verwaltungsrates und Zeichnungsberechtigter auf Geschäftskonten über das Vermögen der Sun Contracting AG zu verfügen, wissentlich missbraucht zu haben, indem sie Geschäftsanteile an der GW Energie Holding GmbH im September 2018 um sechs Millionen Euro kauften.

Der Kaufpreis soll zu gleichen Teilen (je 2 Millionen Euro) an Martin H., Michael K. und Christian S. überwiesen worden sein, wodurch die Sun Contracting AG mit Sitz in Liechtenstein um 5,99 Millionen Euro geschädigt wurde. 

Harald Tauderer Photography

Dazu sagt Johannes Zink, Anwalt des Ex-Firmenchefs Christian S.: „Die Vorwürfe gegen meinen Mandanten entbehren jeglicher Grundlage und wir werden umgehend Rechtsmittel einlegen.“

Doch die Festnahme ist nur die Spitze des Eisbergs. Der Akt hat mehr als 20.000 Seiten und es wird schon seit mehreren Jahren gegen etwa 20 Personen ermittelt.

Insgesamt soll das dubiose Firmen-Konglomerat Sun Contracting, das bewusst „als eines der größten Solarunternehmen Europas“ beworben wurde, 150 Millionen Euro an Kundengeldern eingenommen und davon eben diese sechs Millionen Euro abgestaubt haben. „Zusätzlich wurden Provisionen in Höhe von 50 Millionen Euro für den Vertrieb ausbezahlt, u. a. an die Geschäftsvermittler der Green Finance Broker AG, der zentralen Vertriebspartnerin der Sun Contracting AG“, heißt es in der Festnahmeanordnung, die dem KURIER vorliegt.

  Arbeitnehmerveranlagung 2025: Neue Regeln und wichtige Fristen

„Somit stand mehr als ein Drittel der vereinnahmten Kundengelder von vornherein nicht für Investitionen in Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Berücksichtigt man weiters die Zinslast aus den qualifizierten Nachrangdarlehen, wäre eine Rückzahlung der Anlegergelder nur bei überdurchschnittlichen Betriebsergebnissen möglich gewesen. Diese blieben jedoch aus.“

Tatsächlich soll die Sun Contracting AG 2022 Stromeinnahmen in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet haben, im selben Zeitraum betrug jedoch allein die Zinslast rund 3,3 Millionen Euro. Die Geschäftsführung wurde wiederholt gewarnt, so die WKStA, dass es sich bei Sun Contracting um ein Schneeballsystem handeln würde. 

„Bei derart hohen Abflüssen von Gesellschaftsvermögen an die Machthaber war der Konkurs der Sun Contracting AG vorprogrammiert“, heißt es in der Anordnung. „In Bezug auf das Geschäftsjahr 2022 stellte der Revisor fest, dass er bei einer Bilanzsumme von 126,14 Millionen Euro nicht in der Lage sei, Posten in Höhe von insgesamt 77,14 Millionen Euro abschließend zu beurteilen.“

Für Pleiten gesorgt

Im Geschäftsjahr 2023 betrug der Verlust 8,2 Millionen Euro. Schließlich wurde am 5. November 2025 über das Vermögen der Sun Contracting AG in Liechtenstein ein Insolvenzverfahren eröffnet.

In Österreich sind fünf Gesellschaften der Sun-Contracting-Gruppe Ende Oktober 2025 in die Pleite geschlittert: Die Sun Contracting Austria GmbH, die Sun Contracting Norica Plus GmbH, die Sun Contracting Engineering GmbH, die Sun Contracting Projekt GmbH und die Sun Contracting Solutions GmbH. Laut Creditreform betragen die Schulden 46,98 Millionen Euro. Green Finance bzw. Sun Contracting haben bei 1.600 Kleinanlegern Gelder via Crowdfunding eingesammelt.

…read more

Source:: Kurier.at – Wirtschaft

  Millionenpleite einer ambitionierten Klimatechnik-Firma

      

(Visited 3 times, 3 visits today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.