
Nach einer durchwachsenen dritten Staffel ist die Gesellschaftssatire mit einem Blutbad zu Ende gegangen.
Mit einem düsteren und actiongeladenen Finale hat sich die dritte Staffel der HBO-Serie “The White Lotus” verabschiedet – und das, nachdem zu Beginn der neuen Folgen erstaunlich wenig passiert ist.
Mike Whites gefeierte Gesellschaftssatire, die nach Hawaii und Sizilien nun das Reiseziel Thailand hatte, war auch in den vorherigen Staffeln eine eher langsame Angelegenheit gewesen, deren Spannung aus den allmählich hochkochenden zwischenmenschlichen Konflikten resultierte. Doch dieses Mal stellte die Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine besondere Geduldsprobe. Zwei Folgen mehr als zu Beginn hatte White nun zur Verfügung, die er weniger mit Handlung füllte, als mit schönen Landschaftsaufnahmen oder Einstellungen von gequält drein schauenden Hotelgästen.
1. Aller schlechten Dinge sind drei
Sonnenschein Chelsea (Aimee Lou Wood) hatte es vorhergesagt: Aller schlechten Dinge sind drei. Erst der Überfall im Hotel, dann der Schlangenbiss, und am Schluss die Schießerei. Miesepeter Rick (Walton Goggins) tötete erst seinen Erzfeind Jim Hollinger und dessen Bodyguards, ehe es ihn und die unschuldige Chelsea traf. An Hollinger wollte sich Rick für den Tod an seinem Vater rächen wollte – blöderweise handelte es sich dabei um ebendiesen. Es war ein so offensichtlicher und platter Plot-Twist, dass man ihn bei der ersten Vorahnung gedanklich sofort verworfen hatte.
Im Gegensatz zu den Vorgängern endete diese Staffel mit der Schießerei auch äußerst brutal: Während der Tod von Hotelmanager Armond (Murray Bartlett) in Staffel 1 und Fanliebling Tanya (Jennifer Coolidge) in Staffel 2 durchaus etwas Komisches hatte (Ersterer lief in ein Messer, Letztere fiel vom Boot), gab es nun zu ein regelrechtes Blutbad. Umso verstörender wirkte dadurch, wie fröhlich in Staffel 3 alle wieder auf dem Wasserweg die Insel verließen.
2. Man sollte abends immer den Abwasch machen
Besonders befremdlich war die gute Laune der Ratliffs: Dieser unausstehliche Südstaaten-Clan hätte immerhin fast sein jüngstes Familienmitglied verloren. Vater Timothy (Jason Isaacs) mixte am letzten Urlaubstag einen tödlichen Cocktail, den alle trinken sollten – bis auf Sprössling Lochlan (Sim Nivola). Ausgerechnet der kostete dann ein bisschen zu viel von der giftigen Mischung, weil Vater Timothy den Abwasch nicht gemacht hatte. Warum genau Lochlan dachte, dass es eine gute Idee sei, die vermutlich über Nacht schon eingetrockneten Reste im Mixer zu verwerten, ist nicht klar. Noch dazu, wo Timothy am Vorabend doch noch erklärt hatte, dass die Kokosmilch verdorben sei.
Der Handlungsstrang über die etwas zu intime Verbindung zwischen den beiden Brüdern wurde recht unspektakulär mit Lochlans Bekenntnis aufgelöst, dass er eben ein “People Pleaser” sei. Der wunderbar unsympathische Saxon (Patrick Schwarzenegger) begann auf den Schock sogar Bücher zu lesen, die Chelsea ihm borgte (aus unerfindlichen Gründen hatte sie eine kleine Bibliothek in den Urlaub mitgenommen). Zu gern hätte man am Ende aber gesehen, wie die verwöhnte Familie denn nun auf die Nachricht reagiert, dass dies vermutlich erst mal der letzte Urlaub dieser Art für sie war. Schließlich war der drohende finanzielle Ruin ja der Grund, warum Timothy die ganze Woche über verschwitzt und zugedröhnt in die Leere gestarrt hatte und am Schluss fast seine ganze Familie umgebracht hätte.
Die …read more
Source:: Kurier.at – Kultur