80 Jahre Pippi Langstrumpf: Warum sie auch heute noch unsere Heldin ist

Kultur

Keine „Plutimikation“ für Pippi

Sie ist neun Jahre alt, lebt ohne Eltern – dafür mit einem Pferd und einem Affen – in einem bunt angestrichenen Haus: Pippi Langstrumpf. Vor 80 Jahren erschien in Schweden die erste Ausgabe des Buches mit den Abenteuern des frechen, starken, freiheitsliebenden Mädchens – erdacht von Astrid Lindgren als Gute-Nacht-Geschichten für ihre Tochter. Es wurde ein Bestseller, obwohl Kritiker vor einem Zusammenbruch der Moral warnten.

Es folgten zwei Fortsetzungen. Mittlerweile sind die Bücher in 80 Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und weiter relevant. Pippi – mit vollem Namen Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf (auf Schwedisch Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter Långstrump) lügt, dass sich die Balken biegen. Wenn es sein muss, prügelt sie sich auch mal. Sie lebt von einem Vermögen dubioser Herkunft, in die Schule geht sie nicht, denn von „Plutimikation“ und anderen Dingen, die man dort lernen soll, hält sie nicht viel. 

Jugendamt nicht alarmieren

Als die Autorin Astrid Lindgren ihr erstes Pippi-Manuskript an einen Verlag schickte, fügte sie daher mit einem deutlich lesbaren Augenzwinkern die Bitte hinzu, nicht das Jugendamt zu alarmieren.

Das Kinderbuch war sofort ein Riesenerfolg, sagt die Literaturprofessorin Elina Druker von der Universität Stockholm – auch weil es anders war. „Die Hauptfigur durchbricht auf schockierende Weise gängige Normen. Sie wird als eine Art kindlicher Superheld dargestellt, doch zugleich übt das Buch mit viel Humor Kritik an zeitgenössischen Vorstellungen von Kindheit, Identität und der Möglichkeit, sein Leben mitzugestalten“, sagt Druker zur Deutschen Presse-Agentur. 

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Genau das sorgte auch für Kontroversen. „Einige Lehrkräfte und Kritikerinnen sorgten sich über Pippis rebellische Art und die fehlende Aufsicht.“

Grundstein für lange Karriere Lindgrens

„Pippi Langstrumpf“ legte den Grundstein für die lange Karriere von Astrid Lindgren, die später weitere Publikumserfolge wie „Michel aus Lönneberga“, „Wir Kinder aus Bullerbü“ und „Ronja Räubertochter“ schreiben sollte. Ein Merkmal, das so viele ihrer Kinderbücher kennzeichnet, ist bei „Pippi Langstrumpf“ besonders deutlich: Es ist aus der Perspektive des Kindes geschrieben.

Neben teils recht absurdem Humor schwingt auch schon bei Pippi die vielen von Lindgrens späteren Büchern eigene Melancholie mit. Zum Beispiel, wenn Pippi erzählt, dass sie sich immer selbst in den Schlaf singt, weil sie ja keine Eltern hat, die das für sie tun würden. Wenn Pippi erzählt, wie sie zu ihrer Mutter, die „ein Engel“ ist, regelmäßig in den Himmel ruft: „Hab keine Angst! Ich komme immer zurecht!“, könnte man sich vorstellen, dass Lindgren, selbst Mutter zweier Kinder, das auch als Trost für sich selbst geschrieben hat.

Als 18-Jährige wurde Lindgren außerehelich schwanger. Sie brachte ihren Sohn heimlich in Kopenhagen zur Welt. Er wuchs die ersten Jahre seines Lebens bei einer Pflegefamilie und bei Lindgrens Eltern auf. Erst als sie später heiratete, konnte sie ihn zu sich holen. Die Tochter, die sie mit ihrem Ehemann bekam, wuchs auf, während der Zweite Weltkrieg wütete.

Pippi begann als Gutenachtgeschichte

In dieser beklemmenden Zeit begann auch die Geschichte von „Pippi Langstrumpf“. Als Lindgrens Tochter Karin, damals sieben Jahre alt, im Jahr 1941 mit einer Lungenentzündung im Bett lag, bat sie ihre Mutter wie so oft, ihr eine Geschichte zu erzählen. „Erzähl von Pippi Langstrumpf“, sagte das …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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