Al Pacinos Memoiren: Ein Idiot mit vielen Beschützern

Kultur

Schauspieler Al Pacino erzählt launig von seiner Kindheit in der Bronx, von „Der Pate“, „Scarface“ und warum er sich gegen „Star Wars“ entschieden hat.

Die Rolle, die Al Pacinos Leben verändern sollte, hätte er fast nicht gespielt. Ja, auch, weil das Studio ihn gar nicht als Michael Corleone in „Der Pate“ haben wollte. (So wie übrigens auch Marlon Brando.) Aber auch aus einem völlig unfilmstarmäßigen, nachgerade banalen Grund. Er hatte nämlich Flugangst. Aber sein Manager Martin Bregman drückte ihm ein kleines Whiskyfläschchen in die Hand und setzte ihn in den Flieger von New York nach Los Angeles.

Al Pacino hatte immer wieder solche Menschen, die sich um ihn gekümmert haben. Er stellt sie offenherzig vor in seiner Autobiografie „Sonny Boy“ (Piper). Eine davon war seine Mutter. Sie gab ihm diesen Spitznamen. Sie hatte ihn – wo sonst – im Kino aufgeschnappt, in einem Song von Al Jolson. Das Kino war ein Zufluchtsort für die junge Frau, an den sie auch ihren kleinen Buben mitnahm. So erzählt Pacino, dass er wohl der einzige Fünfjährige war, der das Alkoholiker-Drama „Das verlorene Wochenende“ sehen durfte. Er spielte dann zu Hause die Szene nach, in der Ray Milland im Delirium verzweifelt die Flaschen sucht, die er als Nüchterner vor sich selbst versteckt hat. Berserkerhaftes Wühlen in Kästen, Laden und Wäschekörben, das die ganze Familie zum Wiehern brachte.

Frühes Talent

Der Noch-nicht-einmal-Schulbub merkte da schon, dass er eine „besondere Energie“ hatte. Und er fragte sich, zumindest aus Sicht des heute alten Al: „Warum lachen die? Der Mann kämpft doch um sein Leben.“ Die Episode weist in Pacinos Zukunft – was die Schauspielerei betrifft, aber auch, was die Alkoholsucht betrifft.

  Die mittleren Jahre: „Trauer, Stolz und Dankbarkeit“

Seine Mutter starb, als er 22 Jahre alt war. Bereits zuvor hatte sie einen Suizidversuch überlebt. Dass ihr tatsächlicher Tod wieder ein solcher gewesen sein soll, will Pacino mangels Abschiedsbrief in seiner Autobiografie nicht durchgehen lassen. Mehrfach betont er, dass er seiner Mutter das Leben verdankt. Denn auch wenn sie als alleinerziehende Mutter Unterstützung ihrer eigenen Eltern brauchte, war es doch sie, die ihn davor bewahrte, zu viel mit seinen Freunden herumzuhängen und Unfug anzustellen.

Mark Scarola

Al Pacino mit seinen Eltern als „Entführungsopfer“

Rettung vor der Überdosis

Unfug konnte in der South Bronx der 1940er nämlich ganz schnell kein Kavaliersdelikt mehr sein. Alle seine Kindheitsfreunde sollten schließlich an einer Überdosis Drogen sterben. Dieser Hintergrund war es aber, der ihm immer wieder beim Verständnis und dem Erarbeiten seiner Rollen half. Allen voran Michael Corleone. „Ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn jeder glaubte, man hätte zumindest irgendeine Verbindung zum organisierten Verbrechen. Jeder Name, der auf einen Vokal endete, wurde auf mögliche Verbindungen zu dieser Welt abgeklopft. Anstatt mit Joe DiMaggio verglichen zu werden, wurdest du mit Al Capone in einen Topf geworfen.“

Apropos Italiener: Die Fürsorge der Familie hörte nicht auf, als Pacino schon ein berühmter Filmstar war. Einmal, als er mit seiner damaligen Freundin Diane Keaton seine Großmutter in New York besuchte, steckte diese ihm ein Kuvert zu. Darin waren 600 Dollar. „Kauf dir was Anständiges zum Anziehen“, meinte die Großmutter. Übrigens war auch Diane …read more

Source:: Kurier.at – Kultur

      

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